Die Liebe des Prinzen Pedro zu seiner Ines

Man kommt an der Liebesgeschichte von Pedro und Ines nicht vorbei, wenn man im schmucken Relais & Châteaux-Hotel Quinta das Lágrimas im zentralportugiesischen Coimbra absteigt. Coimbra hat eine lange Geschichte und wurde die erste Hauptstadt Portugals, nachdem man die Araber geschlagen hatte. Im Jahr 1290 gründete der Bauernkönig Dom Dinis dort eine Universität, die älteste Portugals, die heute noch auf dem Hügel am obersten Punkt der Stadt residiert. Seinen Enkel Pedro vermählte man aus politischen Gründen schon im Kindergartenalter mit einer kastilischen Prinzessin.

Als Pedro erwachsen war, weigerte er sich die Ehe zu vollziehen, doch Vater Alfonso IV zwang ihm gleich die nächste kastilische Prinzessin auf. Auch für die konnte sich Pedro nur wenig mehr erwärmen, denn er hatte nur Augen für die schöne Kammerfrau Ines de Castro, die im Gefolge seiner Braut nach Portugal kam. Spätestens nach dem Tod seiner Frau nahm er in Coimbra eine illegitime aber offene Beziehung mit der Hofdame auf, der einige Kinder entstammten. Der Knatsch mit Kastilien war damit vorprogrammiert. Pedros Vater wollte das nicht hinnehmen und ließ die Geliebte seines Sohns hinterrücks ermorden.

Die Quinta das Lágrimas liegt südlich der Stadt am anderen Ufer des Flusses Mondego, des einzigen der großen Flüsse Portugals, die – darauf sind die Bewohner Coimbras stolz – nicht aus Spanien kommt. Im Park des Hotels sollen die beiden die schönsten Jahre ihres Lebens verlebt haben und dort – so erzählt die Legende – sollen Ines bei der Fuente das Lágrimas die Häscher das Leben genommen haben.

Pedros Liebe überdauerte dieses Verbrechen seines Vaters an seiner Geliebten. Es kam zum Bürgerkrieg zwischen Vater und Sohn, der kurz darauf nach der Ernennung des Sohns zum Mitregenten durch den Tod Alfonso IV endete. Pedro ließ die Mörder seiner Geliebten von Kastilien ausliefern und soll ihnen bei lebendigem Leib die Herzen herausgerissen haben, um sie zu verspeisen, weshalb ihm Zeitgenossen den Beinamen „der Grausame“ gaben.

Den in Avignon residierenden Papst Innozenz VI. bat er die gemeinsamen Kinder mit Ines de Castro als Thronfolger legitimieren, was der Kirchenchef empört ablehnte. Pedro ließ sich darauf in der wehrhaften romanischen Kathedrale von Coimbra zusammen mit der exhumiert en Geliebten, die er auf den Thron neben sich setzenließ, vom Erzbischof von Braga auf den Thron in Anwesenheit des gesamten Hochadels krönen.

Ein herrlich makabres Schauspiel, das viele Musiker und Dichter wie Ezra Pound inspiriert hat und das man heute im kleinen Museum des Hotels nachvollziehen kann. Wer heute die Klosterkirche von Alcobaca besucht, eines der schönsten Bauwerke der Zisterzienser in Europa, das auf halben Weg nach Lissabon liegt, findet dort die Sarkophage mit den steinernen Figuren des Paars, die auf die Wiederauferstehung zu warten scheinen.



Beim Bummel durch Coimbra ist das starke studentische Leben, dass die 120.000-Einwohner Stadt beherrscht, nicht zu übersehen. Noch immer hat der Rektor der Universität Befehlshoheit über den Campus und eine eigene Ordnungsmacht. Die Studenten und Studentinnen tragen besonders zu Semesterbeginn die traditionellen schwarzen Anzüge und Kostüme und den schwarzen Umhang. Die zugehörige Fakultät kann man an Bändern erkennen, die dazu getragen werden. Die Juristen sehen rot, die Mediziner gelb. Wenn Neckereien mit den Erstsemestern stattfinden, so scheint das gar nicht zu dem klassischen Ornat zu passen.

Auch der portugiesische Diktator Salazar hatte hier Wirtschaft studiert und war dann als Professor für Nationalökonomie tätig, bevor er sich als Finanzminister durch ein rigides Sparprogramm, um den Haushalt auszugleichen – was auch dem heutige Portugal gut zu Gesicht stehen würde – einen guten Namen gemacht. Doch seine spätere Politik, die erst nach seinem Tod 1974 durch die Nelkenrevolution endete, ähnelte eher der Hitlers, Mussolinis und Francos, ohne aber deren Antisemitismus zu übernehmen. Noch heute erkennt man an einigen der zentralen Universitätsgebäude die klerikal-faschistische Architektur.

Auch der Fado, der 2011 zum immateriellen UNESCO Weltkulturerbe erklärt wurde und in den Armenvierteln Lissabons entstand, hat in den Balladen über die Stadt, das Studentenleben und die Liebe als Fado de Coimbra eine eigene Form gefunden, die man in der Stadt an einigen Stellen hören kann.

(c) Magazin Frankfurt, 2024