Brasse - Der Fotograf von Auschwitz
Wer an Auschwitz denkt, denkt an die Gräueltaten der Nationalsozialisten, manchmal kommen einem alte Bilder in den Sinn, die meisten der bekannten Auschwitz-Fotos hat Wilhelm Brasse aufgenommen. Doch wer dieser Mann ist, der vor zwei Jahren hochbetagt im Alter von 94 Jahren starb und damals für die Lagerleitung das Grauen fotografieren musste, wissen nur sehr wenige. |
Man prophezeite ihm, dass er in drei Monaten tot sein werde. Doch als die Lagerleitung hört, dass Brasse eine Ausbildung als Fotograf absolviert hat, holt sie ihn in den sogenannten Erkennungsdienst im Block 26. Angebote, sich der Wehrmacht anzuschließen, weist er zurück, macht aber ab 1942, als die ersten jüdischen Gefangenen im KZ eintreffen rund 50.000 Fotos von den Häftlingen. Entgegen der Order der Lagerleitung versucht er ihnen mit Respekt und Mitgefühl entgegenzutreten und retuschiert die Porträts oft aufwändig. Schon 1943 wird die fotografische Erfassung der Juden aus Mangel an Filmmaterial gestoppt und nur noch deutsche Gefangene werden fotografiert. Obwohl ihm seine Arbeit zugleich gewisse Privilegien verschafft, kann er sich nicht vom Grauen ringsum abschotten. |
Bald muss er auch die barbarischen Versuche Josef Mengeles und der Lagerärzte an Zwillingen und Frauen dokumentieren. Einige seiner Bilder schmuggelt er für den Widerstand aus dem KZ heraus, da er auf keinen Fall möchte, dass seine Aufnahmen durch die fluchtbereiten SS-Männer vernichtet werden. Nach dem Krieg versuchte er weiter als Fotograf zu arbeiten, doch die Traumata des Vernichtungslagers hinderten ihn daran je wieder durch den Sucher zu schauen. Das Buch der beiden Italiener Luca Crippa und Maurizio Onnis erzählt erstmals ausführlich Brasses Geschichte – die Geschichte eines Mannes, der überleben wollte, ohne sich gänzlich dem Terror anzupassen. |
(c) Magazin Frankfurt, 2024