Verdi, Luisa Miller, Bayerischer Rundfunk

Verdi, Luisa Miller

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Seinen Einstand als Chefdirigent des Münchner Rundfunkorchesters gab Ivan Repušić im Herbst 2017 mit einer konzertanten Aufführung von Giuseppe Verdis Oper "Luisa Miller" im Prinzregententheater. Für die Titelpartie der tragischen Oper nach Friedrich Schillers "Kabale und Liebe" konnte die lettische Sopranistin Marina Rebeka – Artist in
Residence des Orchesters in der Saison 2017/18 – gewonnen werden. Der Höhepunkt des Münchner Musiklebens vom Herbst des vergangenen Jahres erscheint jetzt bei BR Klassik.

Verdis Meisterwerk entstand im Verlauf des Jahres 1849 in Paris und Busseto, wurde in Neapel vollendet und am 8. Dezember 1849 am dortigen Teatro San Carlo uraufgeführt – nur anderthalb Jahre vor dem Welterfolg Rigoletto und gut drei Jahre vor Il trovatore und La traviata, jenen drei Opern seiner mittleren Schaffensperiode, die als „trilogia popolare“ den internationalen Ruhm des italienischen Opernkomponisten begründeten. Wenn man das Libretto mit Schillers bürgerlichem Trauerspiel vergleicht, stellt man fest, dass der Opernbetrieb Italiens und die Verhältnisse am San Carlo damals bestimmte Vorgaben machten. Alle politisch brisanten Passagen fielen der Zensur zum Opfer und der Name derHauptfigur musste von Ferdinando in Rodolfo umbenannt werden, da Ferdinand der Name des damals in Neapel regierende Königs beider Sizilien war.

Für die Chorszenen mussten einige der Szenen von den Innenräumen Schillers nach „draußen“ verlagert werden. Die Rollen des gleichen Stimmfachs mussten in eine Hierarchie gebracht werden und mit bestimmten Arientypen bedacht werden. Luisas Gegenpart, die Herzogin von Ostheim, hatten unter dieser Vorgabe zu leiden, was auch die Dramaturgie des Stückes schädigte. Das Dilemma setzte sich bei den Basspartien fort und man merktt den Zwist zwischen Verdi und dem Hausdichter Cammarano, der nur eeinigen der Vorschläge des Komponisten folgte beziehungsweise folgen konnte.

In der konzertanten Aufführung im Münchner Prinzregententheater gab Marina Rebeka ihr Rollendebüt als Luisa Miller. Die Gesamteinspielung darf als das Frühjahrshighlight auf dem Feld der Opernmitschnitte angesehen werden, denn Marina Rebeka singt die halsbrecherische Partie technisch perfekt und verleiht ihr blitzende Stimmpracht; Ivan Repušić dirigiert einen echten Theater-Verdi: vital, robust, feurig
und höchst lebendig.

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(c) Magazin Frankfurt, 2020