Opus Bach, Vol. 1, Kofler

In den Adventstagen des Jahres 2017 saß die UNESCO-Kommission zusammen und entschied, dass die deutsche Tradition des Orgelbaus und der Orgelmusik ebenso zum Immateriellen Kulturerbe der Menschheit gehören soll wie die Kunst der Pizzabäcker aus Neapel, die damals ebenfalls in die Liste aufgenommen wurde. Schon ein gutes halbes Jahr zuvor startete in München der Organist und Cembalist Peter Kofler mit Opus Bach sein Bach- Projekt, bei dem es um nicht weniger als die Gesamteinspielung aller Orgelwerke Johann Sebastian Bachs geht. Anders als in diversen früheren Gesamteinspielungen entschied sich Peter Kofler jedoch für ein "modernes" Instrument zur Realisierung dieses Vorhabens.

Johann Sebastian Bach war nicht nur Vollender einer großen polyphonen Epoche, er war auch Neuerer und Impulsgeber insbesondere auf dem Gebiet der Orgelmusik. Die Einführung der temperierten Stimmung, der virtuose Gebrauch des Orgelpedals oder die Entwicklung des Hammerklaviers. An allen hatte Bach maßgeblichen Anteil und nutzte als einer der Ersten die Möglichkeiten moderner Entwicklung. Vermutlich hätte der Leipziger Thomaskantor geschwärmt über die vielen charakteristischen Registerfarben der 4-manualigen Rieger-Orgel aus dem Jahr 2011 der Münchner Jesuitenkirche St. Michael, die mit ihren 75 Registern viele jener Eigenschaften, wie Prinzipal-Register, Aliquot-Mischungen und charakteristischen Zungenstimmen und die „milden“ und empfindsamen Klangfarben verfügt, die Bach für die Darstellung seiner Musik nachweislich ebenso schätzte, wie das imposante Fortissimo.

Seit der ersten deutschen Gesamteinspielung durch Helmut Walcha vor 72 Jahren hat sich nicht nur das Bach-Bild, sondern auch die Aufnahmetechnik stark verändert. Geht es um Authentizität, so bietet die Orgel erhebliche Vorteile gegenüber anderen Instrumenten, denn sie überdauert nicht nur Jahrhunderte, sondern hängt meist immer noch im historischen Raum – ideal für den sogenannten „Originalklang“.

Gern nutzte man historische Orte wie Naumburg, Freiberg, Grauhof oder Störmthal, die optimale klangliche Authentizität sicherstellten. Wenn dann Trost-, Silbermann-, Trautmann- oder Hildebrandt-Orgeln erklangen waren die Zuhörer schon allein deshalb fasziniert, weil sie Bachs Werke auf Instrumenten hören konnten, die der Komponist selbst kannte und teils bespielt hatte.

Schon die Erfindung der stereofonen Aufnahme in den 1960er-Jahren machte die Audiotechnik zu einer an die Erfahrungen eines Livekonzerts erinnernden Hörerfahrung. Dabei kam es immer auf die Feinheiten der Aufnahme an, die manchmal das Original sogar übertrumpfen kann. Ende der 1970er Jahre hat in den Kinos Surround den bis dahin üblichen Stereosound bei den Hollywood-Blockbustern abgelöst. Inzwischen ist man noch einen Schritt weiter. Die bei den Aufnahmen verwendete Technik ist dabei eine Weltpremiere. Erstmals kommt bei dieser Orgelproduktion das hochauflösende Auro-3D-Verfahren zum Einsatz. Dabei handelt es sich um die konsequente Weiterentwicklung früherer Surround-Formate. So wird der Kirchenraum nicht nur horizontal authentisch abgebildet, sondern auch in der akustischen Vertikalen, der Raumhöhe. Ein Klangerlebnis, dass selbst bei Wiedergabe als herkömmliche Stereo-CD für faszinierende Transparenz sorgt.

Die jetzt bei Farao Classics erschienenen Box mit fünf CDs vereint einige der schönsten Orgelwerke Bachs, die Kofler durch die neue Technik eindrucksvoll präsentiert.

Opus Bach - Orgelwerke - Vol. 1, Peter Kofler, Farao Classics, 5 CD Box, ASIN B07X7CRK67, 20,77 Euro

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(c) Magazin Frankfurt, 2022