Murath, Der Bunker

Murath, Der Bunker

(c) Heyne

Die fragwürdigen Ermittlungen im vergangenen Jahr haben sich nicht auf die Karriere von Frank Bosman ausgewirkt. Seine Untreue, von der seine Frau Wind bekommen hat, hat dazu geführt, dass er inzwischen eine Paartherapie besucht. In der Drogenszene hat sich nach dem Ausscheiden der Libanesen alles auf die Kosovaren und Albaner verlagert, doch Arbeit gibt es auch mit denen. Jetzt reist die UN-Sonderermittlerin Elaine Szolnay aus Den Haag an, um mit Frank Bosman vom LKA Berlin gemeinsam zu ermitteln und zusammen mit ihm den ehemaligen Warlord Remi Ekrem zur Strecke zu bringen, der inzwischen durch seine Mittelsmänner die Drogengeschäfte in Berlin kontrolliert. Die beiden kennen sich und Ekrem bereits durch einen gemeinsamen früheren Einsatz bei den Polizeikräften des Kosovo, wo sie damals eine Affäre hatten. Doch es dreht sich dabei nicht um Drogen. Szolnay will ihn für andere Kriegsverbrechen, die er während des Kosovo-Krieges begangen hat, in Den Haag vor Gericht stellen, nachdem man in Berlin einen seiner Komplizen, einen Arzt, der verbotene Organtransplantationen durchgeführt hat, als Kronzeugen gewinnen konnte. Auch Bosman käme eine Verhaftung ganz gelegen, denn dessen Drogenhandel überschwemmt Berlin über die Balkanroute mit zu viel heißem Stoff. Und auch mit dem Organhandel scheint für den Drogenbaron noch nicht Schluss zu sein.

Doch Ekrem gilt in seiner Heimat als Held und hat auch im Nachbarland Albanien die Verantwortlichen unter seiner Kontrolle. Als Bosman ihm zu nahekommt, wird er vom Jäger zum Gejagten. Abgeschnitten von allen Ressourcen, muss er untertauchen, um seine Unschuld zu beweisen und fragt sich mehr als einmal, wem er aus dem Kreis seiner eigenen Leute vertrauen kann.

Wieder einmal zieht und Murath hinein in den Sumpf des organisierten Verbrechens und die darin verwickelte Justiz. Man hätte sich gewünscht, dass er bei der Arbeit zu seinem neuen Buch nicht nur die Kosovaren und ein paar Nazis neu eingeführt hätte, denn wenn viele der Akteure auch auf den Nebenpositionen hier erneut mitspielen, fragt man sich, wie wahrscheinlich eine solche Konstellation im realen Leben wäre. Murath schreibt offenbar direkt für eine Verfilmung und hat wohl deshalb seine im ersten Band noch gelungen agierenden Akteure erneut auftreten lassen. War "Der Libanese" als Start einen Bosman-Reihe angepriesen worden, fragt man sich nach der Lektüre des zweiten Bandes, wie es mit ihm als LKA-Ermittler weitergehen kann.

Clemens Murath, Der Bunker, Heyne, Broschur, 432 Seiten, ISBN 978-3453272828, 16 Euro

(c) Magazin Frankfurt, 2024