Ein Katzensprung: Seligenstadt

Der Ort ist eine der ältesten deutschen Städte: Seligenstadt. 815 erstmals in einer Schenkungsurkunde urkundlich erwähnt, wurde die Stadt von Einhard, dem Biographen Karls des Großen, gegründet. Nachdem er die fränkische Siedlung Obermulinheim von Ludwig dem Frommen als Schenkung erhalten hatte, begründete er dort ein Benediktinerkloster. Die aus Rom gestohlenen Gebeine der Märtyrer Petrus und Marcellinus wurden aus der Basilika in Steinbach im Odenwald dorthin überführt und führte dazu, dass sich schon bald der Ortsname in Seligenstadt änderte. 830 wurde mit dem Bau der Einhard-Basilika begonnen, dem Wahrzeichen der Stadt am Untermain. 1028 war die Stadt Austragungsort eine römisch-katholischen Synode, die strengen Fastenregeln einführte. 1063 bestätigt Kaiser Heinrich IV. dem Erzbischof von Mainz die Rechtmäßigkeit seines Besitzes der Abtei. Kaiser Friedrich Barbarossa hält dort 1188 einen Hoftag ab.

Während seiner Regierung erhält der Ort Stadtrechte und ein Königshof (Palatium) wird am Mainufer gebaut. 1527 erläßt der Luther-Gegner Erzbischof Albrecht von Mainz eine neue Stadtordnung, die massiv in die Rechte der Seligenstädter Bürger eingreift. Während des Dreißigjährigen Krieges verwaltet ein schwedischer Kommissar die Abtei im Auftrag seines Königs Gustav Adolfs. 1685 werden Abt- und Konventsgebäude neu errichtet. Durch die Säkularisation von Kurmainz kommt das Amt Seligenstadt 1803 an Hessen-Darmstadt und die Abtei wird aufgelöst. Die Einhatdt-Basilika entspricht in vielen Details entspricht das heutige Gotteshaus zwar nicht mehr dem ursprünglichen Bau, doch ist es noch immer einen Besuch wert. Die ursprünglich dreischiffige Pfeilerbasilika erhielt im 11. Jahrhundert ihre Westtürme. Erweiterungen, wie einen neuen Chor, dem die alte Apsis und die Krypta zum Opfer fielen kam im 13. jahrhundert hinzu. und die Vierung erhielt einen monumentalen achteckigen Turm.

Der Dreißigjährige Krieg zog Kloster und Kirche stark in Mitleidenschaft, so dass 1690 eine große Renovierung erfolgte mit einer starken Barockisierung. Zwischen den romanischen Türmen kam so 1722 ein Portalbau mit großen Giebelfiguren hinzu: Einhard, flankiert von Allegorien der pietas (Frömmigkeit) und constantia (Beständigkeit). Eine breite Treppenanlage, ihre Balustrade und hohe Sockel der Standbilder beider Kirchenpatrone geleiten nun zum alten Atrium. Der Vierungsturm erhielt eine glockenförmige Haube mit einer vergoldeten und drehbaren Kupferstatue des Erzengels Gabriel. 1925 wurde die Kirche durch Papst Pius XI. zu päpstlichen Basilica minor erhoben. Nach Instandsetzungsarbeiten der letzten Jahre stellt sich der Innenraum dem Besucher wieder als ein einheitliches Ganzes dar, das im Wesentlichen die Architekturform des 9. und 13. Jh. zur Geltung bringt.

(c) Magazin Frankfurt, 2024