Craft Bier und Delikatessen in Bayern

Nicht nur im Jubiläumsjahr des Reinheitsgebots hat dessen Ursprungsland Bayern einiges mehr zu bieten als Obadzda und Weißwurst. Denn Craftbrewery ist auch im Land, in dem das Bier zu Hause zu sein scheint ein Thema, neue Aroma-Hopfen ergänzen das vertraute Spektrum. Mancher Patissier nimmt Hopfenpralinen in seine Produktpalette auf und die bayrische Sterneküche spielt national und international auf hohem Niveau mit.

Dem wollten wir nachgehen auf einer Recherchereise durch das Genießerland Bayern. Begonnen haben wir dabei mittedrin, dort wo die Donau das Land von West nach Ost durchströmt, im größten und bedeutendsten Hopfenanbaugebiet der Welt – der Hallertau.



IM URSPRUNGSLAND DES BIERES

Die Gegend wirbt mit dem Slogan "Ursprungsland des Bieres" und "kreativer Hopfen-Cuisine" für sich. Im niederbayerischen Kelheim befinden sich zwei der ältesten Brauereien - das am Donaudurchbruch in Weltenburg liegende gleichnamige Bendiktinerkloster beherbergt die älteste Klosterbrauerei der Welt, in der Mönche bereits seit 1050 Bier brauen und im benachbarten Kelheim steht mit der Brauerei Schneider die älteste Weißbierbrauerei. Doch auch sonst werden im Landkreis Kelheim mit seinen 15 Brauereien mehr als hundert Biere – ganz nach dem bayerischen Reinheitsgebot - aus Hopfen, Gerste und Wasser gebraut. www.ursprungsland-des-bieres.de

Quartier bezogen haben wir im Gasthaus Eisvogel. So kühl der Name klingt, so warmherzig war der Empfang der Gastgeberfamilie Zettl in dem traditionsreichen 4-Sterne-Hotel.

Seinen Namen hat es vom gleichnamigen farbenfrohen Vogel, der nur in einer intakten Natur überleben kann. Man sieht ihn nur noch selten, denn der schöne aber scheue Vogel findet bei uns kaum noch passende Brutplätze, da die natürlichen Gewässerläufe mit ihren Steilufern immer mehr durch geschotterte Uferbefestigungen ersetzt werden, in die die Eisvögel nicht mehr ihre meterlangen Nisthöhlen graben können. Auch am nahegelegenen Weiher beim Hotel konnten Kurgäste, die nach Bad Gögging kamen den farbenfrohen schnellen Flieger beobachten. Um der bedrohten Art zu helfen, werden von den Aktivisten des BUND vielerorts die Flussläufe renaturiert, Ufer neu bepflanzt und natürliche Abbruchkanten „bewohnbar“ gemacht. Und auch die Eisvögel helfen als fleißige Brüter mit.

DER EISVOGEL

Der farbenprächtige Vogel war für die Zettls Ansporn genug, ihn zum Vorbild zu nehmen und in den intakten Donauauen eine kleine Oase der Ruhe und Entspannung zu schaffen. Und das ist ihnen gelungen. 2015 wählten die Juroren von Bertelsmanns Großen Hotel & Restaurant Führer das Hotel zum Wellnesshotel des Jahres und lobten die geschulten Mitarbeiter, die in familiärer Atmosphäre alles daransetzen, dem Gast unbeschwerte Erholungsstunden zu schenken.







Die Wohlfühloase mit üppigen 1.600 Quadratmetern verteilt sich auf zwei Etagen und bietet dem Gast eine gelungene Kombination aus Tradition und Lifestyle. Kulinarisch setzen die Zettls weiterhin auf bodenständige saisonale und regionale Küche.

BIO-TRADITION IM RIEDENBURGER BRAUHAUS

Doch viel Zeit dieses Wellnessparadies zu erkunden, bleibt nicht, denn erst einmal geht es weiter nach Riedenburg im Altmühltal. Das Riedenburger Brauhaus von Michael Krieger hat eine lange Tradition, schon bevor es seine Familie vor 150 Jahren erwarb, um Hopfen und Malz in flüssiges Gold zu verarbeiten. Früh konzentrierten sich die Kriegers auf die Produktion von Weißbier und als Michael Krieger den Betrieb 1970 von seinem Vater übernahm, hatte er eine profunde Ausbildung hinter sich gebracht. Als in den 80ern landauf landab kleine und mittelständischen Brauereien schlossen oder fusionierten, da ihnen die Großbetriebe kaum Luft zum Atmen ließen, setzte er und seine Frau Martha auf eine Nischen und begannen - als erste bayrische Brauerei - mit dem Brauen von Öko-Bierspezialitäten unter dem Bio-Sigel, wie dem naturtrüben 5-Korn Urbier, das neben Gersten- und Weizenmalz die Urgetreide Einkorn, Emmer und Dinkel einbringt, die ihm einen rustikalen Geschmack verleihen. Ein kerniger Genuss.

Dabei ist das Einkorn das älteste bekannte Urgetreide der Erde, das wegen seines hohen Anteil an Carotinoiden, Mineralstoffen und essentiellen Aminosäuren als besonders wertvoll gilt. Dem Bier verleiht es eine ungewöhnlich elegante, an Vanille erinnernde Geschmacksnote. Ausgesprochen gelungen erschien uns der Riedenburger Weizendoppelbock mit einer Stammwürze von 18% und 7,8 % Alkoholgehalt, das mit einem feine Aromenspiel von fruchtiger Süße auftrumpft, die an Pflaume erinnert.

MAX KRIEGER UND DAS DOLDEN BOOM

Spätestens seit Sohn Max nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Italien, das in Sachen Craft Bier Deutschland weit voraus war, als Juniorchef in den Betrieb einstieg, hat sich das Experimentierklima deutlich erhöht. Vater Michael sieht die Entwicklung positiv und so zählt das Brauhaus mit BIO-Siegel, das die Slowfood-Szene unterstützt, um die Kultur des Essens und Trinkens zu pflegen und lebendig zu halten, inzwischen zu den Pionieren der neuen bayrischen Craftbrewery-Szene.

In Italien hatte Max auch Garrett Oliver kennengelernt, den agilen Gründer der unglaublich aktiven New Yorker Brooklyn Brewery und mit ihm in der Nähe von Rimini Bier gebraut. Was lag näher, als die gute Zusammenarbeit auch in Riedenburg weiterzuführen. 2013 braute er mit Olivers Lead Brewer Tom Villa eine Double IPA nach amerikanischen Rezept, mit bayrischen Malz, einer Hefe, die Tom im Gepäck hatte und Hopfen von beiden Seiten des Atlantik und nannte es "Dolden Boom".

Für den deutschen Bierfreund ein ungewohntes Bier, trüb und kupfer-orange mit dichtem, flüchtigem Schaum, fruchtigem Aroma von Litschi, Mango, Citrus und Blutorange. Am Gaumen schmeckt man Mango, süßes Malz und Honig. Die Herstellung war für die Amerikaner ein Umdenken. Tom, der mit seinem Kellermeister Robert Lemery angereist war, kontrolliert seinen modernen Betrieb in den USA mit Computer, während in Riedenburg eine richtig alte Brauanlage auf ihn wartete. Doch egal, ob biologisch traditionelles Urgetreide oder hippes Craft Bier. Im lauschigen Biergarten der Brauerei findet bei einer deftigen Brotzeit beides seine Liebhaber.



RIEDENBURG UND DER MAIN-DONAU-KANAL

Riedenburg ist die größte Gemeinde im Naturpark Altmühltal. Wo wir vorhin über den Eisvogel und dessen verschwundenen Lebensraum gesprochen haben, trifft das auch für die Altmühl zu. Als in den 70er und 80er Jahren eine schiffbare Verbindung zwischen Rotterdam und Schwarzem Meer entstehen und die Donau mit dem Main verbunden werde sollte, stand auch die Altmühl im Zentrum der Diskussion zwischen Wirtschaft und Umweltschutz, deren letzten 34 Kilometer im Bett des neuen Main-Donau-Kanals verlaufen sollten. Inzwischen bildete sich mit den Grünen eine politische Kraft, die den Umweltschutz ein stärkeres Gewicht verlieh.

Mit Erfolg, denn als der Kanal gebaut wurde, hatte man erstmals bei einem europäischen Wasserstraßenbau auch landschaftspflegerische Begleitpläne für ökologische Maßnahmen aufgestellt, um Ersatz für die Eingriffe in Natur und Landschaft zu schaffen.

So ist Riedenburg, das an diesem Stück des Main-Donau-Kanals liegt, weiterhin die „Perle im Altmühltal“, die wir auf einem Rundgang durch die kleine Stadt hautnah erleben durften. Beherrscht wird die Stadt von Burgen hoch über dem Tal, von denen sich der “Burggraf von Riedenburg” herablässt, seine Gäste selbst durch die historische Altstadt zu führen und Ihnen unterhaltsame und spannende Details der Stadtgeschichte zu verraten.

HEIMAT DER MINNESÄNGER

Die Riedenburger Grafen habe eine lange Geschichte, die auf ihren vor über einem Jahrtausend geborenen Stammvater Babo zurückreicht, der im Donaugau im 11. und 12. Jahrhundert herrschte und in der knapp 50 Kilometer entfernten Reichsfestung Regensburg das Amt des kaiserlichen Burggrafen versah. Seine Nachfahren machten sich zum Teil als Minnesänger einen Namen.



Einen guten Einblick von dieser Epoche bekommt man auch ein paar Kilometer flussabwärts in der frisch renovierten Burg Prunn, die Fundort des sogenannten »Prunner Codex« war, der in mittelhochdeutscher Sprache das berühmte Nibelungenlied überlieferte. Eine Ausstellung in der Burg verbindet deren Geschichte mit den Facetten des Nibelungenliedes und vermittelt Besuchern Wissenswertes zu den Themen Jagd, Kleidung, Recht, Turnierwesen und Festlichkeiten.

STERNEKÜCHE UND ROSENBURG

Zur selben Zeit wie Burg Prunn, entstanden auf den Höhenzügen bei Riedenburg die drei mächtige Burgen Rabenstein, Tachenstein und Rosenburg. Während von den beiden ersten nur noch Ruinen stehen, überdauerte die Rosenburg die Jahrhunderte und beherbergt heute einen weithin bekannten Falkenhof, in dem man die unglaublichen Flugkünste der dort lebenden Adler, Bussarde, Eulen, Falken und Geier hautnah erleben kann.

Unterhalb der Rosenburg hat sich 2014 mit Rüdiger Forst ein Sternekoch niedergelassen. Zuvor hatte er im „Historisches Eck“ in Regensburg seinen Stern erkocht und lange Jahre gehalten, bevor er ihn Hohe Mietforderungen zur Aufgabe zwangen. In Riedenburg hat der Meisterkoch mit „Forst’s Landhaus“ eine passende neue Aufgabe gefunden.

Wer dort zum Essen kommt, findet eine frische international-saisonale Küche mit freundlicher Atmosphäre und am nahen Schambach und vor dem Haus stehen nette Terrassenplätze zur Verfügung du vielleicht kommen ja auch mal wieder die Tester von Michelin vorbei und geben Rüdiger Forst seinen Stern zurück. Verdient hätte er es, denn obwohl sich seine Preise auf durchaus vernünftigem Niveau bewegen und man für ein 3-gängiges Mittagsmenü 26,90 €, für ein 4-Gänge-Menü am Abend 48 € und ein 7-Gänge-Gourmet-Menü nur 98 € mit den begleitenden Weinen bezahlt. Bei den Weinen bietet Forst eine sehr gute Auswahl zu angemessenen Preisen an.



IM HOPFENFORSCHUNGSZENTRUM HÜLL

Am nächsten Morgen geht es nach der spannenden Verkostung der Biere des Riedenburger Brauhauses am Vortag endlich tiefer in medias res. Das Hopfenforschungszentrum Hüll forscht, wie der Name schon sagt, in Sachen Hopfen. Dabei ist das Institut eine Kooperation zwischen der von Brauereien, Pflanzern und Händlern getragenen Gesellschaft für Hopfenforschung und der staatlichen Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft.

Hüll ist das größte und wichtigste Hopfenforschungszentrum der Welt und forscht bereits seit 90 Jahren rund um den Hopfen, der Geschmack und Haltbarkeit des Biers steuert, wobei mehr Hopfen eine längere Lagerfähigkeit und einen herben, bitteren Geschmack des Bieres ergibt.

Rund 90 Prozent der Hallerdauer Hopfen wurden in Hüll gezüchtet, wo Jahr für Jahr rund 100 Kreuzungen durchgeführt werden. Schon viele Jahre leitet dort Dr. Elisabeth Seigner die Hopfenzucht. Lange Zeit war Leistungsfähigkeit in Hüll oberstes Kriterium bei der Auswahl aus den rund 20.000 dort gezogenen Zuchtstämmen. Der Weltmarkt sollte möglichst preiswert bedient werden und große Risiken in der Forschung nach Kreuzungen ging man gar nicht erst ein, da männliche Hopfenpflanzen als unkalkulierbar gelten.

MANDARINA BAVARIA AROMAHOPFEN AUS HÜLL

Das änderte sich vor rund zehn Jahren, als die Craft Bier-Welle langsam aus den USA über Europa rollte. In Deutschland konnte man ihr lange Zeit widerstehen, denn das Brauwesen im Land bot seinen Kunden angenehme Biere zum günstigen Preis, während man beim Craft Bier für eine Flasche oft fast so viel zahlen muss, wie für einen Kasten Bier im Sonderangebot oder beim Discounter. Seigner ließ sich von dieser anfänglichen Unlust der Biertrinker und Bierbrauer nicht abschrecken, denn auch in Deutschland gab es schon damals junge experimentierfreudige Brauer, die Alternativen suchten und mit den damals meist aus Amerika stammenden Aroma-Hopfen und dessen fruchtigen Geschmacksnoten auch die sonst Bier eher ablehnenden weiblichen Trinkerinnen ansprechen wollten.

Da sollte es doch auch aus Deutschland Alternativen geben, sagten sich Seigner und ihre Kollegen und stiegen 2006 in die Züchtung neuer Flavour-Hopfensorten ein. Schon sechs Jahre später war das Produkt reif für den Markt – das „Mandarina Bavaria“. Sicher – das ist eher die Ausnahme als die Regel, dass deutsche Forscher so schnell Ergebnisse vorzeigen können. Normalerweise dauert das Jahrzehnte. Doch beim Mandarina Bavaria lief alles wie am Schnürchen und er konnte sich sehr frühzeitig durchsetzen. Die jungen Brauer liefen Seigner die Tür ein, weil sie damit erste Sudversuche durchführen wollten.

Bei ihr und ihren Züchtern tut sich immer wieder etwas Neues, manchmal erlebt sie bei ihrer Arbeit auch Überraschungen, wie kürzlich, als eine Kreuzung statt einer Resistenz gegen Blattläuse spannende Cassis- oder Grapefruitaromen aufwies. Es verspricht also spannend zu bleiben beim deutschen Bier.

HOPFENFÜHRERIN ELISABETH STIGLMAIER

Elisabeth Stiglmaier ist auf dem Hopfenhof Hopfenbotschafterin und Biersommeliere und bringt ihren Besuchern mit Begeisterung auf einer Hopfenerlebnistour kurzweilig die Bedeutung des Hopfen näher. Wie erntet man Hopfen? Was macht die Hopfendolde so wertvoll und wo findet Hopfen sonst noch Verwendung? Es ist nicht nur das Bier allein, denn Hopfen wird seit uralten Zeiten als Heil- und Würzpflanze eingesetzt. Elisabeth Stiglmaier erzählt von seiner Bedeutung und dem Wandel im Laufe der Zeit, zeigt in ihrem Hopfengarten was die Pflanze zum Gedeihen braucht, damit es hinterher bei der Ernte des Grünen Goldes in der Hopfenhalle keine Enttäuschung gibt – wie im Jahr 2015 als Hitze, extreme Trockenheit und heiße Winde nicht nur die Menge um fast 30 Prozent, sondern auch die Qualität der Erträge sinken ließ.

In der Attenhofener Dorfkirche St. Nikolaus erlebt der Gast die Geschichte des Hopfenanbaus durch die Jahrhunderte und die enge Beziehung von Kirche und Hopfen. Auf einem Spaziergang durch den Hopfengarten oder einer längeren Wanderung führt Elisabeth ihre Gäste zum Jungbauerhof zurück, wo seit sechs Generationen Hopfen angepflanzt wird. Waren es 1956 erst knapp zwei Hektar, so produziert sie und ihre Familie inzwischen auf 20 Hektar. Durch Hopfentee mit Rosenduft gestärkt, kann man dort bei Zithermusik, Holledauer Liedern und Geschichten rund um eine Bierspezialität und einem Hopfenschuxen, ein säuerliches Schmalzgebäck alle Einzelheiten über das grüne Gold erfahren. Wem das Appetit macht, der kann bei ihr auch ein traditionelles Hopfenmahl genießen, mit deftiger Nudelsuppe, Schweinebraten mit Kartoffel- und Gurkensalat, Knödeln und natürlich einer Halbe Bier.

PRALINEN UND SCHOKOLADE LUTZENBURGER MANUFAKTUR

Dass man auch Leckermäuler mit Hopfen und Bier eine Freude machen kann, beweist Ilse Lutzenburger. In ihrer Likör-Manufaktur im benachbarten Mainburg kombiniert sie den Gerstensaft mit Schokolade und schuf so für ihre Konditorei eine Touristenattraktion, von der jede Woche rund 1.000 Tafeln ihre Abnehmer finden.

Doch Lutzenburgers Angebot besteht daneben auch aus Hopfensenf, Hopfenlikör und sogar Hopfenwurst. Schokofans seien ihre Hopfendolden-Pralinen und handgeschöpften Bierschokoladen ans Herz gelegt. Der Hallertauer Aromahopfen nach altem Familienrezept schmeckt sowohl als Likör als auch als Schnaps. Für kleine Gruppen bietet Ilse Lutzenburger auch Führungen mit Verkostung an.

WELLNESS MIT DER KRAFT DES HOPFEN

Zurück im Hotel Eisvogel erfahren wir, dass man den Hopfen auch für Wellness verwenden kann. HopfenWell nennt man die exklusiven Anwendungen mit dem Regionalprodukt, wie die 50-minütige Hopfenstempel-Massage, die dem Gast das Gefühl geben soll, direkt im Hopfengarten zu sein. Die ätherischen Öle wirken entspannend und beruhigend. Die im Hopfen enthaltenen Phytohormone regen die Collagenproduktion an, straffen die Haut und fördern die Durchblutung. Die Massage steht allerdings nur von September bis Dezember im Angebot, da man nur Hopfen der aktuellen Ernte verwenden kann.

Doch auch ein Hopfendoldenbad in frisch getrockneten Hopfendolden und reinem Hopfenöl sorgt für ein pflegendes und sehr entspannendes Badeerlebnis, da die ätherischen Öle und die hochwirksamen Inhaltstoffe des Hopfens Herz und Kreislauf stärken, die Durchblutung fördern und ausgleichend wirken. Wer unter Gelenkschmerzen oder Rheuma leidet, wird Linderung durch die beruhigende Wirkung des Bads in reinem Hopfenöl finden.



AUF DER FRAUENINSEL IM CHIEMGAU

Am nächsten Morgen sagen wir der Hallertau und Niederbayern ade und machen uns auf den Weg in den oberbayrischen Chiemgau. Der Chiemsee begrüßt uns mit Sonnenschein und einer zauberhaften Alpenkulisse, als wir zur Fraueninsel übersetzen. Eine halbe Stunde dauert die Fahrt, dann ist die Anlegestelle erreicht. Wer zuvor nur die barocke Pracht der königlichen Herreninsel kennt, wird überrascht sein, denn der Charakter der Fraueninsel unterscheidet sich genauso wie Männlein und Weiblein. Mit nur 12 Hektar wesentlich kleiner, kompakter, besiedelter und überschaubar ist sie ein idyllisches und romantisches Kleinod.

Zahllose Künstler wurden in ihrer Schaffenskraft von den blühenden und duftenden Blumen- und Kräutergärten der Insel beflügelt. Für den Spaziergang rund um die Insel, vorbei an den dicht gedrängten Häusern der 250 Insulaner braucht man nicht lang, die 1.500 Meter sind in einer halben Stunde leicht bewältigt. Auf dem Weg erreicht man schnell die Hauptattraktion der Insel, das 1200 Jahre alte Kloster Frauenwörth mit seinem weiß aufragenden freistehenden Glockenturm. Das älteste deutsche Frauenkloster aus dem achten Jahrhundert wird noch immer von Benediktinerinnen bewohnt. Zur kontemplativen Einkehr, beim „Ayurvedisch Kochen“ mit Nicky Sitaram Sabnis, dem „Hindu von der Fraueninsel“, wie er sich selbst nennt oder beim „Tai-Chi-Chuan Schwertkurs“ kann man einige Tage in der Abtei verbringen, sonst bleibt sie Tagesbesuchern verschlossen.

MARZIPAN LEBKUCHEN UND LIKÖR DAS WERK DER NONNEN

Doch kaum ein Besucher kommt ganz an der Abteil vorbei, denn ihr Klosterladen ist besonders sehenswert. Nur dort kann man das von den Nonnen täglich frisch hergestellte Marzipan und die hausgebackenen Lebkuchen erwerben. Na ja – ganz stimmt das heute nicht mehr, denn auch die Schwestern vermarkten ihre kleinen Leckereien inzwischen über das Internet. Die Kräutermischung für den Chiemseer Klosterlikör stammt auch heute noch aus dem bunten Klostergarten, der bereits in einer über 750 Jahre alten Chronik erwähnt wurde. Auch Bayernherzog Ludwig der Reiche griff gerne auf das Heilkräuterwissen der Nonnen zurück.

Völlig unerwartet findet man dort auch eine Karolingische Torhalle. Sie ist nicht nur das älteste Gebäude der Insel, sondern im ganzen Freistaat. Hier macht sich die abgelegene Lage auf einer Klosterinsel bemerkbar. Herzog Tassillo III.errichtete sie 782 zusammen mit Kloster und Kirche und sie enthält Fresken der späten Karolingerzeit. Fast ebenso alt dürften auch die beiden Linden im nahen Lindenhain sein – die Tassilolinde und die Marienlinde.

RÄUCHERSEMMEL MIT RENKE VOM CHIEMSEE

Die Renke, andernorts auch Reinanke, Felchen oder Maräne genannt, ist für die Fischer vom Chiemsee, wie Thomas Lex, der sein Handwerk in der siebten Generation betreibt, der Brotfisch. Fein über Buchenholz geräuchert, ist sie einfach köstlich und man sollte unbedingt eine seiner Räuchersemmeln mitnehmen, bevor man sich auf den Rückweg zum Schiff begibt.

Wer größeren Hunger hat ist bei der Insel-Bräu goldrichtig. Womit wir wieder bei Bier wären, denn dort braut inmitten von alteingesessenen Fischern und Wirten Daniel Hagen sein eigenes Bier.

Tradition hatte das Brauhandwerk schon, doch war es sein mehreren Jahrhunderten untergegangen. Hagen beschränkt sich dabei auf wenige biologische Produkte, ein naturtrübes Zwickel, unfiltriert, untergärig, altbairisch und ein süffig-fruchtiges naturtrübes Weißbier. Sowohl hier, wie beim Klosterwirt kann man frischen Fisch, knusprigen Schweinebraten oder leckeren Kuchen genießen, bevor man sich auf den Rückweg aufs Festland zurück nach Prien begibt, von wo es noch eine halbe Stunde Fahrzeit nach Reit im Winkel ist.

ZU GAST AUF GUT STEINBACH

Die Lage direkt an der Grenze merkt man nur auf der Mobilfunkrechnung, denn gerne wählt sich das Handy ins stärkere österreichische Netz ein. Gott segne die Regulierungsbehörde für die Deckelung der Roaminggebühren. Das 4-Sterne-Hotel Gut Steinbach ist eines der bayrischen Sightsleeping-Hotels, unter denen die Tourismusverantwortlichen anspruchsvolle Angebote zum Schlafen für Augenmenschen zusammengestellt haben, zum Beispiel auch im zu Beginn erwähnten Kloster Weltenburg.

Das alpine Refugium auf dem Hochplateau verspricht Entschleunigung und absolute Ruhe. Klaus-Dieter Graf von Moltke schwebt dabei ein visionäres Tourismuskonzept vor, mit dem er die Zukunft der Region langfristig sicherstellen möchte. Das Stammhaus des Guts wurde 2013 mit 55 Zimmern und Suiten, Kaminlounge und alpenländisch dekorierten Stuben aufwändig revitalisiert. Neben Konferenzangebot bietet Moltke auf dem 50 Hektar großen Areal auch Beauty & Spa. Demnächst soll hier ein auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes Feriendorf entstehen, das an die Naturwärme von Reit im Winkl angeschlossen und von regionalen Partnern beliefert wird.

GRAF MOLTKE UND SEINE HOTELPLÄNE

Es ist neben dem 5-Sterne Park-Hotel Egerner Höfe in Rottach-Egern, mit dem er vor gut 20 Jahren ins Hotelgeschäft einstieg, das zweite Hotelprojekt in der Region. Moltke zog 1988 in die Alpenregion, nachdem der studierte Betriebswirt aus Südhessen zuvor als Unternehmensberater und Nachlassverwalter seines damaligen Schwiegervaters tätig war. Damals waren es meist Kliniken, in die der smarte Adlige investierte und auch als ihm ein Filetstück in Rottach-Egern angeboten wurde, schwebte ihm anfangs eine Klinik vor. Doch die Ortsoberen waren von Krankenhäusern wenig begeistert und bewegten ins zum Umlenken.

Naturverbundenheit und Authentizität sollte das Hotel ausstrahlen, nicht die Seelenlosigkeit der Kettenhotels und so prägte er inzwischen beide Häuser mit der ihm eigenen Mischung aus adliger Noblesse und lässiger Naturverbundenheit. Die Dichterstub’n des Relais & Chateaux Hotels Egerner Höfe wurde unter der Küchenleitung von Michael Fell, der sich für eine zeitgemäße bayrische Küche starkmacht, mit einem Michelin-Stern gekürt.



NACHHALTIGER GENUSS AUS DEN BERGEN

Auf Gut Steinbach verzichtet Moltke auf Sterneküche und fünften Stern, obwohl er mit dem unkomplizierten und geradlinigen Achim Hack einen erstklassigen Küchenchef aus den Egerner Höfen mitgenommen hat. Da sein Chef ein Faible für Regionalität hat, hat er sich auf die Suche nach Jägern, die im Wild liefern, Bergbauern mit ihrem Käse, Fischern für die Fische aus den Seen und Landwirten gemacht, die ihm auch gereiftes Rindfleisch liefern.

Keine einfache Aufgabe, denn noch ist der Gedanke der Nachhaltigkeit nicht weit verbreitet, da er nur von wenigen Abnehmern auch adäquat bezahlt wird. Denn eigentlich möchte er seinen Gästen zeigen – So schmeckt Heimat.

(c) Magazin Frankfurt, 2024