Wiener Tristan im Livestream

Etwas andere Wege als ihre Mitbewerber geht die Wiener Staatsoper im digitalen und im Online-Bereich. Nach Start des Live-Stream-Projekts Im Oktober kann man nun auch parallel auf dem Smartphone oder Tablet die Partitur mitlesen oder im Programmheft schöckern. Bald soll die Übertragung auch in der Qualität UHDTV zu hören sein. Staatsopern-Direktor Dominique Meyer hatte gerade erst in Asien die Werbetrommel gerührt und dabei den wichtigen Technologiepartner Samsung besucht, der bei der Übertragung auf seine SmartTVs eine wichtige Rolle spielt, denn dort soll die Staatsopern-App künftig bereits vorinstalliert sein. So können in Asien und später auch in den USA ausgewählte Aufführungen der angesehenen Staatsoper gemütlich am Fernseher zu sehen sein - in 155 Ländern. Dabei haben die Zuschauer die Möglichkeit zwischen geschnittenem Opernfilm und Gesamtbühnenansicht zu wählen, ein Service, den z.B. die Metropolitan Opera, die in ausgewählte Kinos übeträgt oder die Bayrische Staatsoper, die ein begrenztes kostenfreies Opernangebot im Programm hat, nicht bieten. Über App am Smartphone oder Tablet kann man Untertitel und historische Partituren mitlaufen lassen. Für das globale Angebot bietet man die Opern nach Zeitzonen versetzt zu unterschiedlichen Startzeiten an. 14 Euro kostet eine "Vorstellung" bei dem Programmheft orientiert man sich an den Preisen in der Oper. Dazu gibt es in der Pause Künstlerinterinterviews oder Erklärungen zum Stück. Das gesamte Angebot wird in der Oper selbst produziert, wo 15 Mitarbeiter die Opernfilme live schneiden. Dazu kann man auf Panorama-Fotos eine interaktive Tour durchs Haus unternehmen und so auch Hinter-, Unter-, und Probebühne besuchen, der Oper aufs Dach steigen und den Zuschauersaal erkunden.

Damit nichts schief geht, wird beim Kauf der Tickets ein Teststream angeboten, der die Leitungsfähigkeit des eigenen Providers testen soll, denn nicht immer klappt es aber mit der Übertragung. Während bei uns der Teststream und Mozarts Zauberflöte Mozarts noch problemlos ankamen, haben wir bei Wagners Tristan und Isolde mehrere Unterbrechungen, bei denen das Bild einfror und erst nach mehreren Sekunden wieder anlief. Uns hat das gründlich die Lust verhagelten und brachte und dazu, die Übertragung abzubrechen. Doch das Hotline-Team der Oper reagierte schon wenige Stunden später, überprüfte die Probleme und schrieb uns den Preis für das Ticket gut. Anlaufprobleme, die noch gelöst werden müssen.

Bis Jahresende werden noch "La cenerentola", "Der Nussknacker" als erstes Ballett, "Fidelio" und "Die Fledermaus" im Live-Stream zu sehen sein. Während man bei der Zauberflöte "nur" 350 zahlende Livestream-Zuschauer gewinnen konnte, hofft man bis Jahresende an die 1.500 Zuschauer zu gewinnen, eine Zahl, mit der man auch in zukunft rechnet. Das klappt aber nur, wenn die Übertragung problemlos erfolgt. Neu im programm ist schon jetzt ein Wahlabo für vier Aufführungen für 48 Euro, bei dem man also 2 Euro pro Aufführung spart. Die Kosten für die aufwendige Technik werden zur Zeit von Sponsoren und Partnern gedeckt. Bis Spielzeitende sollen etwa zehn weitere Opern folgen, wie die beiden Neuproduktionen von "Rusalka" und "Adriana Lecouvreur".

(c) Magazin Frankfurt, 2024