Wagner, Lohengrin, Semperoper Dresden

Die Opernwelt blickte am im Frühjahr 2016 ganz gespannt nach Dresden, denn dort verkörperte an der Semperoper Anna Netrebko erstmals eine große Wagner-Rolle: Elsa im "Lohengrin". Die musikalischen Leitung hatte, wie es kaum verwundern dürfte, Wagner-Fan Christian Thielemann. Das Publikum erlebte einen grandiosen und beglückenden Abend. Auch Piotr Beczala debütierte in der Titelpartie einer Wagner-Oper und sowohl er als auch Anna Netrebko ernteten für dieses Wagnis schon nach dem ersten Aufzug Ovationen. Doch auch sonst hatte man mit Georg Zeppenfeld als König Heinrich, Evelyn Herlitzius als Ortrud, Tomascz Konienczny als Telramund und Derek Welton als Heerrufer eine erstklassige Besetzung bis in die kleiner Partien zusammengebracht. Von der Inszenierung hingegen war die Wiederaufnahme von Christine Mielitz aus dem Jahr 1983, die inzwischen schon weit mehr als 100 Aufführrungen an der Semperoper gesehen hat, eher statisch und nutzte nur selten den Raum der Bühne voll aus. Voll gelungen war hingegen die Taktführung von Christian Thielemann, der die Partitur strukturierte und gut ausleuchtete und die Sächsische Staatskapelle in Bestform präsentierte.

Nicht immer überzeugte die aus Russland stammende Sängerin mit der Aussprache, doch übertüncht sie dies locker mit der Kraft, die sie der Figur verleiht und auch stimmlich kein Problem hat mit großem Chor und Orchester mitzuhalten. Spannend war auch die Besetzung des eher im lyrischen Fach heimischen Piotr Beczala. Unaufgeregt und klar akzenturiert, weise dosiert und schön phrasiert ist bei ihm jede Silbe deutlich zu verstehen. Ein Kritiker erinnerte dabei an einem Eintrag Cossima Wagners in ihr Tagebuch-Eintrag, der fordert man solle Wagner "italienisch singen, aber deutsch sprechen!". Auch am Ende der Oper gabe es Standing Ovations für die Stars und Christian Thielemann konnte eine seiner Sternstunden in Dresden mit seiner Wunsch-Besetzung feiern. Vom Traum Anna Netrebko 2018 in Bayreuth zu hören bleibt leider nichts mehr übrig, nachdem Verhandlungen mit der Diva scheiterten. Schon nach dem Loheengrin in Dresden hatte ssie in einem Zeitungsinterview beklagt, dass es ihr schwer falle, deutsche Texte zu "memorieren" und sechs Stunden deutsch zu singen. Jetzt ist die Dresdener Inszenierung als DVD und Blu-ray im Handel.

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(c) Magazin Frankfurt, 2020