Verdi, I Due Foscari, Domingo

Verdis Oper "I due foscari" gilt als ein Prüfstein für reife ins baritonale wechselnde Tenorstimmen. Unter der Regierung von Francesco Foscari hatte Veneidg seine territoriale Ausdehnung und damit seine Position als Landmacht vorangetrieben, deren Kosten die Stadt aber an den Rand des Ruins brachten. Gleichzeitig blühte jedoch der Handel, und die bauliche Entwicklung der Stadt wurde gefördert. Foscari regierte Venedig über 34 Jahre lang, länger als jeder Doge vor oder nach ihm. Die Oper spielt in den letzten Tagen seiner Regentschaft, kurz vor seiner Absetzung. Lordy Byron griff die Geschichte von Francesco und seinem Sohn Jacopo auf, die später von Verdis Librettisten Piave verarbeitet wurde.

Physisch und musikalisch enorm fordernd ist dies eine jener Verdi-Partien, an denen sich beweist, wer als Sänger seine Klasse über die Jahre pflegen konnte. Vielleicht ist das Frühwerk Verdis deshalb auch nur selten auf deutschen Opernbühnen zu hören.

Auch bei der jetzt vorliegenden fulminanten Londoner Inszenierung der Royal Opera mit Plácido Domingo werden Maßstäbe in der Rolle des vor der Absetzung stehenden Dogen Francesco Foscari gesetzt und schaut man auf andere wichtige Inszenierungen der letzten Zeit, wie die Aufführung an der Mailänder Scala, so taucht auch dort wieder als Vater-Sohn-Gespann Plácido Domingo und Francesco Meli auf. Die Londoner Inszenierung von Thaddeus Strassberger kombiniert opulente klassische Kostüme, die der Renaissance-Zeit nachempfunden sind mit einem expressionistischen Bühnenbild, das die Zerrissenheit der Protagonisten widerspiegelt. Das Ergebnis wurde von der internationalen Opernkritik sehr gelobt und begeisterte auch das Publikum. Mit Antonio Pappano steht der derzeit vielleicht beste Dirigent für italienisches Opernrepertoire im Orchestergraben. Auch, wenn man den Begriff "Referenzeinspielung" nicht überstrapazieren sollte: Dies ist eine!

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(c) Magazin Frankfurt, 2024