Strauss, Der Rosenkavalier, Glyndebourne

"Betulich", so wird Strauss' "Der Rosenkavalier" gerne tituliert, dabei hat die Oper mindestens so viele begeisterte Liebhaber wie nörgelnde Kritiker. Operettenhaft vom Sujet und unverhohlen populär in der Musiksprache ist die Oper ein dankbares Feld für alle Dirigenten, die gerne beim Klang dick auftragen. Doch das ist die Sache des jungen Robin Ticciati am Pult des London Philharmonic Orchestra nicht, als er 2014 die Inszenierung von Richard Jones musikalisch begleitet.

Im britischen Glyndebourne kommt die Oper psychologischer und vor allem auch weitaus erotischer auf die Bühne als gemeinhin üblich. Ticciati hat einen Faible für kleinräumige Dynamik und instrumentale Feindifferenzierung, die den Opernklassiker von Richard Strauss fast so etwas wie eine Anti-Aging-Kur verpasst. Hinzu kommt die erstklassige Bestezung mit Kate Royal als Feldmarschallin, Tara Erraught als Octavian und Lars Wödt als Ochs von Lerchenau.

(c) Magazin Frankfurt, 2024