Bellini, Norma, Liceu Barcelona

Vincenzo Bellinis Norma gilt als eine der berühmtesten Opern der Welt, womöglich auch deswegen, weil sie zugleich musikhistorisch auch als eine der letzten großen Belcanto-Oper gelten kann. Selbst Richard Wagner, der eine völlig andere Musikästhetik im Sinn hatte, lobte Bellinis außerordentliches Stück. Der GRAMMY-dekorierte Opern-, Theater- und Filmregisseur Kevin Newbury inszenierte das Werk als kraftvolle und elegante Bühnenfassung, die eine beeindruckende, überzeugende Balance zwischen Historizität und Moderne findet. In der Oper ist Gallien von den Römern besetzt, die gallischen Krieger erwarten von ihren Druiden Oroveso (Raymond Aceto) einen Hinweis darauf, dass die Göttin Irminsul mit dem Kampf gegen die Römer einverstanden ist. Die Priesterin Norma (Sondra Radvanovsky) verkündet aber nach dem Schneiden der Mistel an der heiligen Eiche, dass die Zeit noch nicht gekommen sei. Norma ist auch im inneren Konflikt, weil sie ihr Gelübde gebrochen hat und seit langem heimlich die Geliebte des Römers Pollione (Gregory Kunde) ist und mit ihm bereits zwei Kinder hat. Pollione aber hat sich längst in eine andere, die Novizin Adalgisa (Ekaterina Gubanova) verliebt und will mit dieser fliehen. Es kommt zu einem Aufeinandertreffen von Norma, Adalgisa und Pollione, in dem die Beziehungen offenbart werden-

Norma schwört ihm Rache und will ihre beiden Knaben töten, doch die Mutterliebe siegt. Sie fordert Adalgisa auf, mit Pollione und ihren Kindern nach Rom zu gehen, aber Adalgisa möchte versuchen, Pollione und Norma wieder zusammenzuführen. Pollione lehnt dies aber ab. Erbittert schlägt Norma jetzt an den Schild und gibt das Zeichen zum Kampf gegen die Römer. Der glückliche Ausgang dieses Kampfes soll durch ein Opfer beschworen werden. Man nimmt einen Römer gefangen, der das Heiligtum entehrt hatte: Pollione. Er weigert sich, Adalgisa zu entsagen, selbst als Norma droht, als Rache ihre gemeinsamen Kinder umzubringen und Adalgisa im Feuer zu opfern. So lässt sie einen Scheiterhaufen errichten für eine Priesterin, die das Keuschheitsgebot gebrochen habe. Als sie nach dem Namen der Schuldigen gefragt wird, opfert sie sich in ihrem Gewissenskonflikt selbst, nennt ihren Namen, vertraut ihre Söhne dem Schutz Orovesos an und geht gefasst ihrem Tod entgegen. Überwältigt und von neuer Liebe erfasst, folgt ihr Pollione.

2015 aufgezeichnet im stets wagemutigen Gran Teatre del Liceu wurde Newburys grandiose Fassung zu einem international viel beachtetem Opernerfolg.

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(c) Magazin Frankfurt, 2024