Neuer Restaurantführer für Frankfurt erschienen

Die Restaurants

Ausgewählt wurden, so teilte die Redaktion mit, wieder nach strengen und objektiven Kriterien Spitzen-Restaurants, beste Landesküche, die angesagtesten Bars und Szene-Treffs sowie zahlreiche weitere Lokale. Dabei geht es den Machern nicht nur um die Frankfurter Gourmet-Tempel, sondern auch um exotische Geheimtipps oder die beste Dönerbude, damit für jeden Geschmack und jeden Geldbeutel in den verschiedenen Top-Listen etwas enthalten ist. Auch diesmal gibt es wieder einige Neuigkeiten.

Zum Beispiel die Top 5 Trend & Style, wo die Redaktion die Restaurants zusammengestellt hat, in denen der Zeitgeist meisterlich zelebriert wird – mit moderner Einrichtung, kreativen Ideen und einer Küche, die sich nicht um Konventionen schert, sondern regionale Produkte mit internationalen Kochtraditionen kombiniert. Ebenfalls neu sind die Top 4 Vegetarisch & vegan, die sich dem in letzter Zeit sprunghaft gewachsenen Angebot an Restaurants mit fleischloser Küche widmet. In diesen Restaurants kommt definitiv mehr als Grünkernbratlinge und Tofubratwurst auf den Tisch!

Nichts geändert habe sich jedoch am strengen Reglement der Tester: Alle Restaurants wurden geheim getestet, die Rechnungen von den Testern selbst bezahlt. Die Auswahl und Bewertung durch die Redaktion erfolgte ausschließlich aufgrund ihrer Qualität; im Falle der Flops wurden die schlechten Küchenleistungen durch Besuche mehrerer unterschiedlicher Tester an verschiedenen Tagen überprüft.

Doch wer kann diesmal den Rang als bester Koch der Stadt für sich beanspruchen? Nachdem sich die beiden zur Tiger-Gastronomie gehörenden Köche Alfred Friedrich und Andreas Krolik im vergangenen Jahr ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den zweiten Platz lieferten, das Andreas Krolik mit seiner eleganten französischen Genussküche im Tiger-Restaurant ganz knapp für sich entschied, war dieser Zweikampf unter Kollegen in diesem Jahr besonders spannend. Beide haben noch eine Schippe draufgelegt, Friedrich wird im Lafleur gar die Form seines Lebens bescheinigt. Weil die Tester hier wie dort gleichermaßen begeistert waren und Qualitätsunterschiede nicht erkennbar waren, bekommen diesmal ausnahmsweise beide den zweiten Platz. So gut Krolik und Friedrich aber auch sind, einem müssen sie sich auch in diesem Jahr wieder geschlagen geben: Matthias Schmidt, dem Chefkoch der Villa Merton, dessen Nova-Regio-Stil jedes Jahr aufs Neue für ein genussreiches Spektakel sorgt. Fest steht allerdings auch, dass dies die letzte Auszeichnung in dem Frankfurter Führer für Schmidt in der Villa Merton sein wird: Zum Ende des Jahres verlässt der Koch die Villa Merton und der Friedberger André Großfeldübernimmt den Schlüssel zur Küche. Schmidt sucht gerade ein neues Restaurant im Raum Frankfurt und wird den Feinschmeckern der Mainmetropole wahrscheinlich erhalten bleiben.

Wie immer ausgezeichnet speisten die Tester auch bei Platz 4 und 5 der besten Köche der Stadt: bei Patrick Bittner im Restaurant Francais und bei Valéry Mathis in Erno’s Bistrot im Westend. Auf den Plätzen 6 bis 10 folgen das Weinsinn mit Chefkoch André Rickert und seinem unschlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnis, das Seven Swans, wo Kimberley Unsinn aufgrund einer Babypause den Küchencheftitel an ihren ehemaligen Souschef Jan Hoffmann übergeben hat, das Max on One, wo statt Martin Steiner nun ebenfalls der ehemalige Souschef Marc Schulz als Chefkoch am Herd steht und auf Küche mit internationalen Spitzenprodukten setzt, dann Szeneliebling Thomas Haus im Restaurant Goldman und – auf Platz 10 – das Emma Metzler mit dem neuen Chefkoch Hannes Ceglarz.

Die Flops

Doch nach Informationen der Redaktion haben die Tester auch in diesem Jahr nicht nur gute Erfahrungen gemacht. Die schlimmsten davon – durch mehrmalige Besuche bestätigt –, finden sich auf der Flop-Liste. Eine Geschmacksprobe gefällig? In Ortlieb’s Scheune wurde den Testern nicht nur komplett durchwachsene, trockene Lammkrone und nach muffigem Ei schmeckende Apfelpfannküchlein serviert, sondern sie wurden auch Zeugen, als hinter der Theke günstiges Mineralwasser umetikettiert wurde. Tief bergab ging es im Sümela II in der Innenstadt, wo tot frittierte Muscheln, Zucchini mit Wuchsansatz, labbrige Paprika und völlig überteuerte, beinahe geschmacksneutrale Nudelteigtaschen auf dem Teller liegen blieben. Regelrecht abgestürzt ist auch das Toan, die noch immer mit ihrem noch im letzten Jahr erzielten Platz eins unter den vietnamesischen Restaurants werben. Diesmal wurde den Testern unter anderen Scheußlichkeiten eine Ente serviert, die zur einen Hälfte an vertrocknetes Knabbergebäck erinnerte, zur anderen Hälfte mit extrem schwabbeliger, fettiger Haut daherkam. Getoppt wurde das nur noch von einer schleimigen Garnele, auf deren Oberfläche sich bereits weiße Schlieren abgesetzt hatten. Galgenhumor bewiesen die Tester in der Hacienda Mexican Grill Bar auf der Berger Straße, wo sie die unglaubliche Dehnbarkeit des Inhalts der Mozzarella Sticks überprüften – erst nachdem das gelbliche Band eine Länge schon einem geschätzten halben Meter erreicht, brach es mit einem hässlichen Schnalzgeräusch in zwei Teile. Ansonsten gab es hier angesichts von verbranntem Filetsteak, das nach ungewürzter Asche schmeckte, mehlig-verkochten Kartoffeln und Auberginen von ledriger Konsistenz aber herzlich wenig zu lachen. Die Umfirmierung zum Namen Olive Grove hat der Küche der ehemaligen Chalet Multilounge im Westhafen nicht gut getan: Hier kapitulierten die Tester unter anderem vor durchwachsenem Schweinenacken am Souvlaki-Spieß, der mehr aus Knorpel und Fett als aus genießbarem Fleisch bestand, und Parmesan, der auch noch eine halbe Stunde später fies nachschmeckte. Schlimmer geht’s immer, und was die Tester in Dolly Busters Restaurant Buster Pasta an der Konstablerwache erlebten, wäre dafür ein gutes Beispiel: Pizza mit labbrigem Boden, pampige Pasta, lieblos hin- äh, angerichteter Salat mit künstlich schmeckendem Dressing plus eine äußerst dreckige Toilette, deren widerwärtiger beißender Geruch locker mit jedem Bahnhofsklo mithalten könnte – da sehen unsere Tester zurecht rot. Trotz schöner Location konnte die Tester auch das neue Alex auf dem Dach des Shopping-Centers Skyline Plaza nicht überzeugen: Lange Wartezeiten, kaltes Essen, knorpeliges, durchgebratenes Steak und moderig riechende Brombeeren waren dort Gründe von einem Besuch abzuraten. Ebenfalls nicht mit Ruhm bedeckte sich Yam Yam Döner in der Innenstadt: Während die Bestandteile der Salate anscheinend nach Gutdünken variiert werden, aber nie vollständig auf dem Teller zusammenkommen, hinterlässt der nichtssagende Döner ein unangenehmes Gefühl im Magen und einen noch unangenehmeren Geschmack im Mund. Ein ähnliches Bild bot sich den Testern im Sachsenhäuser Food Galaxy, wo sie penetrant fischige und widerwärtig riechende Meeresfrüchte, zähes Fleisch und labberige, halb rohe Pommes vorgesetzt bekamen. Schlechtes Essen bis an die Haustür liefert derweil La Bionda aus Bockenheim. Überzeugen konnten weder die indischen noch die italienischen oder die thailändischen Gerichte – staubtrockenem Fleisch, pampigen Saucen und dem unkontrollierten Einsatz von Gewürzen sei dank. Bodenlos: das noch gefroren gelieferte Tiramisu, an dem sich die Tester fast die Zähne ausgebissen haben.

(c) Magazin Frankfurt, 2024