von Weber, Missa Sancta No. 1/Freischützmesse

Mit zu den fast unbekannten Werken Carl Maria von Webers gehört, abgesehen von seinem unbedeutenden Jugendwerk, die im Jahre 1818 zeitgleich mit dem „Freischütz“, entstandene Missa Sancta No. 1 in Es-Dur, eine Gelegenheitskomposition, die er anlässlich des Namenstages von König Friedrich August I. von Sachsen komponierte. Die parallel zum Freischütz entstandene Messe weist nur hier und da gewisse Anklänge daran auf, weshalb sie auch Freischütz-Messe genannt wird. Weber verzichtet zum großen Teil auf alle opernhaften Effekte. Weber setzt dabei auf eine Reduktion aller äußeren Mittel zugunsten einer Vertiefung und Verinnerlichung der Komposition. Die Messe wurde in der katholischen Dresdner Hofkirche unter Leitung des Komponisten uraufgeführt und von Weber strebte damit die besondere Gunst des Königs an. Die erste vollständige Aufführung fand aber erst am Osterdienstag des Jahres, knapp drei Wochen nach dessen Namenstag in Anwesenheit des Königs statt. Friedrich August I. ließ vonWeber dafür wenige Tage später ein kostbares Geschenk zukommen. Die strengen Regeln der katholischen Kirche verbot damals die Mitwirkung von Frauenstimmen im Gottesdienst, weshalb Sopran und Alt im Chor stets von Knaben gesungen wurden, während die Solopartien Kastraten übernahmen. Hier übernahm den Solosopran der berühmte Filippo Sassaroli, der über eine phänomenale Stimme verfügte. Die Es-Dur Messe gehört auch heute noch zum Repertoire der Dresdener Hofkirche, wird darüber hinaus aber nur äußerst selten aufgeführt. Das Einmalige an dieser Messe war, dass Weber nach dem Credo in den Kanon des Ordinariums die Vertonung eines Offertoriums einfügt, das zu den je nach den Festeszeiten wechselnden Teilen, gehört. Weber wählte als Einschub für seine Messe ein Offertorium, wie es für das Fest des Heiligen Johannes des Täufers vorgesehen ist, des Schutzpatrons der Musik - eine deutlich erkennbare Huldigung für den sächsischen König als von Gott gekrönter und über alles erhabener Regent. Zusammen mit der 1986 von den Bamberger Symphonikern unter Horst Stein in der Basilika Waldsassen aufgenommenen Freischützmesse befindet sich auf der bei Arthaus erschienenen DVD/Blu-ray auch Joseph Haydns Missa Sanctae Caecilia in einer Einspielung des Symphonieorchesters des Bayersichen Rundfunks unter Leitung von Rafael Kubeelik aus dem Jahr 1982, die eigentlich Missa Cellensis in honorem Beatissimae Virginis Mariae heißen müsste. Haydn begann die Komposition im Jahr 1766, als er erster Kapellmeister beim Fürsten Esterhazy war, schloß sie aber wohl erst im Jahr 1773 ab. Es ist Haydns größte Messkomposition. Allein das Gloria ist in sieben Teile untergliedert und hat 821 Takte. Wahrscheinlich wollte Haydn damit sein ganzes kompositorisches Können unter Beweis stellen. Wegen dieser den liturgischen Rahmen sprengenden Länge, wurde die Erstausgabe der Partitur in gekürzter Form verlegt.

(c) Magazin Frankfurt, 2024