Liszt, Schubert-Lieder Transkription, Avan Yu

Es ist immer wieder ein Vergnügen sich die "Laureate Series" von Naxos zu Gemüte zu führen, denn oft entdeckt man dort - noch Jahre bevor die Welt darauf aufmerksam wird, wahre Meister der klassischen Musik. Jetzt kam in der Reihe mit den Transkriptionen von Schubert-Liedern von Franz Liszt, der überaus talentierte 27-jährigen in Hongkong geborene Kanadiers Avan Yu auf den Markt. Franz Schuberts Liederzyklen "Winterreise" und "Schwanengesang" gehören zu dem populärsten Liedrepertoire überhaupt. Kaum ein Freund klassischer Musik, der diese Musik nicht kennt, der diese Werke (oft sogar in mehreren spannenden Einspielungen, wie die von Jonas Kaufmann oder des Alt Zvi Emanuel-Marial) nicht im CD-Regal sein Eigen nennt.

Es ist eigentlich erstaunlich, dass Franz Liszts Bearbeitungen für Klavier Solo dieser weltberühmten Liederzyklen kaum bekannt sind. Eine pragmatische Erklärung für diesen wunderlichen Umstand könnte sein, dass sie so irrwitzig virtuos angelegt sind, dass selbst gestandene Könner sich an Liszts Schubert­Transkriptionen nur zögerlich herantrauen. Schließlich gilt es, nicht nur mit vollendeter Technik zu glänzen, sondern auch der Lyrismus von Schuberts Vorlage muss erhalten bleiben. Und in dieser Hinsicht bleibt einem schlicht die Spucke weg, wenn man den 28­jährigen Kanadier Avan Yu mit diesem Programm hört, das ihm vor drei Jahren den Ersten Preis bei der renommierten Sydney International Piano Competition einbrachte. Da greift Emotion und Technik Hand in Hand. Ein Album wie gemacht, um Fans von Schubert und Liszt zu begeistern.

(c) Magazin Frankfurt, 2024