Karaev, Orchestral Works

Wer sich etwas näher mit dem Leben Dmitri Schostakowitschs beschäftigt, wird bald auch auf den Namen Kara Karaev stoßen. Dieser Komponist (1918­1982) war ein enger Freund Schostakowitschs und selbst einer der bedeutenden Komponisten der Sowejtära. In seinem Geburtsland Aserbaidschan wird Karaev heute als Vater der aserbaidschanischen Musikmoderne gefeiert. Sein Konterfei ziert dort u.a. Briefmarken, und ebenso, wie sich bei uns manch einer ein Bild Beethovens übers Klavier hängt, wird Karaevs Konterfei in Aserbaidschan ikonenhaft an den Wänden zahlreicher Musikliebhaber zur Schau gestellt. Kurz: Man kann Karaevs Stellung für Aserbaidschan durchaus mit derjenigen Aram Khatschaturjans für Armenien vergleichen.

Faradzh Karaev, um den es hier eigentlich gehen soll, ist Kara Karaevs Sohn. Er wurde 1943 in Baku geboren und von seinem Vater in dessen Kompositionsklasse im Konservatorium ausgebildet, die er 1966 mit Auszeichnung verließ. Faradzh Karaev begann in der Folge selbst eine Laufbahn als Konservatoriumslehrer, der er von 1966 bis 2003 nachging. Parallel dazu entwickelte er sich zu einem der wagemutigen, unbequemen, avantgardistischen Komponisten der späten Sowjetjahre, musikalisch ganz eigen­ und einzigartig, stilistisch mit kaum einem anderen Musikschaffenden des 20. Jahrhunderts vergleichbar. Heute gilt Faradzh Karaev in Aserbaidschan ähnlich wie einst sein Vater als eine Lichtgestalt der Musikmoderne.

Die neue spannende CD des österreichischen Labels paladino music stellt unter anderem Faradzh Karaevs Violinkonzert vor, das hier in einer kompromisslos erstklassigen Einspielung mit der hochberühmten Geigerin Patricia Kopachinskaja realisiert wurde. Faszinierende Musik, wunderbar interpretiert. (c) Dr. Rainer Aschemeier

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