Heather, Der Untergang des römischen Weltreichs

Der 57-jährige Nordire Peter Heather lehrte nach seinem Geschichtsstudium am New College Oxford am Londoner University College und an der renommierten Yale University und unterrichtete Mittelalterliche Geschichte am Worcester College in Oxford. Zurzeit ist er Professor für Mittelalterliche Geschichte am Londoner King's College. Heathers Forschungsschwerpunkt ist die Spätantike und ihr Ende. In zahlreichen Aufsätzen und Monographien hat er sich bereits zum Untergang des Römischen Reiches im Westen, den Goten, der Rolle der Hunnen bei der Auflösung Westroms oder dem Rhetor Themistios veröffentlicht. Dieser aus Griechenland stammende Philosoph hatte sich eingehend mit den Problemen der damals beginnenden Völkerwanderung ins Gebiet des Römischen Reichs beschäftigt. Er argumentierte damals hinsichtlich des Umgangs mit den andrängenden fremden Völkerschaften, dass es möglich und wünschenswert sei, sie zu romanisieren und zu integrieren, da eine solche Politik zukunftsträchtiger sei, als die militärische Abwehr. Sein Konzept religiöser Toleranz hat bis in die Gegenwart viel Beachtung gefunden. Eine Diskussion also, die auch heute nach gut 1.500 Jahren nicht aktueller sein könnte, wo erneut große Volksmengen auf der Flucht in eine bessere Zukunft sind. Manch heutiger Politiker vergleicht deshalb mit Sorge die damalige Entwicklung, die ihren Beitrag zum Zerfall des Römischen Weltreichs geliefert hat.

Peter Heather lieferte mit seinem 2006 in deutscher Sprache erschienenen Buch "Der Untergang des Römischen Weltreichs“, in dem er als Hauptgrund den Einfall der Hunnen und die dadurch angestoßenen Völkerbewegungen nannte, eine gute Grundlage für eine Analyse, denn er verwarf darin die These, dass das Imperium einem inneren „Verfallsprozess“ ausgesetzt gewesen sei.

Mit unvergleichlich reicher Kenntnis über die Barbarenvölker und einer radikalen Neuinterpretation antiker Texte nimmt er eine spannende Gegenposition zur Position seines Kollegen Peter Brown ein, der die Spätantike als Transformationszeit betrachtet und den zerstörerischen Einfluss der Völkerwanderung vernachlässigt.

Das Buch ist quasi Grundlage für Heathers 2011 erschienenen Folgeband "Die Invasion der Barbaren", in dem er sich fragt, wie deren Ansturm dem römischen Imperium den Todesstoß versetzen konnte. Dabei betrachtet er die Entwicklung und Dynamik europäischer Wanderungsbewegungen vom Hunnensturm bis zu den Wikingern und die soziale und wirtschaftliche Wechselwirkung zwischen beiden Kulturräumen, die langfristig zur neuen kulturellen Einheit Europas führten, die wir weiterentwickelt noch heute kennen. In seinem Buch „Der Untergang des Römischen Reiches“ gelingt ihm eine unterhaltende wie provozierende Reise durch die Welt des vierten und fünften Jahrhunderts und ein farbenfroher epischer Bericht über die um ihr Überleben kämpfenden Zivilisationen (Germanen, Hunnen und Parther). Rom stürzte, so legt Heather dar, nicht wegen seiner Schwäche, sondern durch die Summe der Kräfte, die durch seinen gigantischen Erfolg freigesetzt wurden.

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(c) Magazin Frankfurt, 2020