Wissenswege als Kulturbrücken

Historiker erzählen keine Geschichten, sondern entwickelten Wege zu gesicherten Erkenntnissen, Soziologen entwerfen Staatstheorien, die noch nach vielen Jahrhunderten von Aktualität sind, Therapeuten experimentierten mit neuen und sanften Heilmethoden. Gesundheit ist in den Alltag eingewoben. Musik entspricht nicht nur ästhetischem Hörempfinden, sondern wird auch in der Therapie angewendet. Kunst wirkt beruhigend, denn Spiritualität wird nicht als Gegensatz zu Wissenschaftlichkeit verstanden. Die Situation heute? Mitnichten, wir reden hier von der Entwicklung der Wissenschaften im Islam in der Zeit des dunklen Mittelalters in Europa, als es um Wissenschaft und Kultur nicht zum Besten stand, die Kirche den Fortschritt verteufelte, die Schriften der antiken Philosophen in die Giftkammer des vatikanischen Archivs verstecke und viel Wissen ohne die arabischen Bewahrer wohl für immer untergegangen wäre. Welcher Unterschied zur arabischen Welt heute, wo verschiedene Kräfte miteinander kämpfen und man immer Angst haben muss, dass religiöse Eiferer den Sieg davontragen.

Die Geschichte der Geistes- und Kulturwissenschaften, die damals noch nicht eindeutig von den Naturwissenschaften getrennt waren, ist ohne Kenntnis der Werke eines al-Tabaris, al-Farabis, Ibn Sinas oder Ibn Khalduns unvollständig. Albrecht Dürer waren die großen Leistungen arabischer Wissenschaftler noch gegenwärtig. Erst in den folgenden Jahrhunderten gingen sie dem europäischen Geschichtsdenken weitestgehend verloren. Auf dem Boden griechischer, indischer, persischer und syrischer Quellen bewahrten die arabisch-islamischen Kulturwissenschaften nicht nur das Wissen der Antike, sondern leisteten einen unschätzbaren Beitrag zum universellen Erkenntnisfortschritt. Diese Zusammenhänge in einem disziplinübergreifenden Sinne nachzuvollziehen und für eine interessierte Leserschaft aufzubereiten, ist Anliegen dieses ungemein spannenden Buches.

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(c) Magazin Frankfurt, 2020