Williams, Die Geschichte des Regens

Der Ire Niall Williams stammt aus Dublin, lebt aber heute mit seiner Frau im abgelegenen westirischen Kiltumper, wo er Workshops zum Schreiben durchführt und zusammen mit seiner Frau, der irischstämmigen US-Amerikanerin Christine Breen Bücher über das Leben in einem kleinen irischen Dorf verfasst. Sein Debütroman, „Das Alphabet der Liebe“, erschien in elf Ländern und war über Wochen die Nummer eins der irischen Bestsellerliste. Dies ist sein nunmehr neunter Roman, der im vergangenen Jahr auf der Longlist des renommierten Booker-Preises stand und erhielt hymnische Besprechungen.Es ist ein Buch wie irisches Wetter, plötzlich breitet sich die Sonne wie Glück über dem frischen Grün aus.

Die neunzehnjährige Ruth leidet an Leukämie und kann ihr Bett nicht verlassen. Sie liegt in ihrem Zimmer hoch über dem Fluss Shannon, während der irische Regen unablässig aufs Dach prasselt, und liest sich durch die 3985 Bücher, die ihr ihr verstorbener Vater Virgil Swain hinterlassen hat.

Inspiriert von der Lektüre und ihrer überbordenden Fantasie lässt sie ihre Ahnen vor den Augen des Lesers aufmarschieren: Uropa Absalom, den Reverend, Großvater Abraham, der beim Stabhochsprung das Fliegen lernte und schließlich ihre Eltern Virgil und Mary, die sich anschickten, Westirlands unfruchtbarsten vierzehn Morgen Erde, urbar zu machen. Williams gelang wieder einmal mit hinreißendem Sprachschwall eine vielschichtige, tragische, oft aber auch sehr amüsante Familiengeschichte aus seiner Heimat, voller Pointen und Anekdoten und berührender Gedanken über das Leben und die Literatur. Ein Roman, in dem die Worte selbst zu einem Fluss werden, der den Leser davonträgt.

(c) Magazin Frankfurt, 2024