Vlautin, Die Freien

Der 48-jährige Willy Vlautin stammt aus Reno in Nevada und lebt heute in Portland, Oregon. Der Sänger und Songschreiber der Folkrockband Richmond Fontaine, mit der er immer wieder um die Welt tourt, ist auch mit seinen Romanen international erfolgreich. "Motel Life" wurde mit Emile Hirsch, Dakota Fanning und Stephen Dorff in den Hauptrollen verfilmt.

In seinem neuen gefühlvollen Roman kehrt Leroy Kervin versehrt aus dem Einsatz im Irak zurück und kämpft ums Überleben. Die Menschen an seiner Seite haben in ihrem Alltag nicht weniger zu kämpfen: Für Freddie McCall ist die Nachtschicht in Leroys Wohngruppe nur einer von zwei Jobs, die er braucht, um die Arztrechnungen seiner Tochter zu bezahlen. Dass seine Frau ihn verlassen hat und mit den Kindern wegzieht, macht die Situation nicht einfacher. Er tut alles, was in seiner Macht steht, um für seine Familie zu sorgen. Leroys aufopfernde Krankenschwester Pauline kämpft verzweifelt um das Leben ihrer obdachlosen jungen Patientin Jo, der sie eine Perspektive zu ihren Teufelskreis aus Drogen, Armut und Abhängigkeit zeigen will.

Bei Pauline zu Hause leidet ihr Vater an Demenz, doch sie steht ihm trotz seiner abweisende Art immer zur Seite. Leroy schwebt zwischen Leben und Tod und sucht in Fieberträumen nach Sinn. Für die Helden dieses Buches sind die USA ein kaltes Land ohne Gnade. Freiheit? Für die einfachen Menschen scheint es die nicht zu geben. Es sind anrührende Geschichten mit erstaunlich versöhnlichem Ende, die Willy Vlautin in seinem neuen Antikriegsroman miteinander verwebt - wahrscheinlicch sein bisher größter Roman, in dem er den Menschen ganz unten eine authentische Stimme gibt und Gespür für ihre Sorgen und Nöte beweist, für die prekäre Schieflage, in der sein Land sich befindet. Das mutige Statement eines großen Autors.

(c) Magazin Frankfurt, 2024