Triendl, Mahlzeiten in Thomas Manns Romanen

Was sagen uns Romane und Erzählungen über den Autor? Kann man zum Beispiel bei den beschriebenen Essen und Getränken dessen eigenen Vorlieben und eventuell Abneigungen herauslesen? Solchen Fragen widmet sich nicht nur mancher Leser, sondern auch die 31-jährige Literaturwissenschaftlerin Dominica Triendl in ihrer Dissertation an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn bei der Lektüre vonu Thomas Manns "Buddenbrooks", "Der Zauberberg", und "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull". Als deren Titel nahm sie eine Frage des hungrigen Hans Castorp zu Beginn seines siebenjährigen Aufenthalts auf dem Zauberberg: „Ißt man denn anständig bei euch hier oben?“

Dieser Frage um die Mahlzeitenmotivik in den Hauptwerken Thomas Manns geht sie auf den Grund und findet darin zügellose und unersättliche Esser, appetitlose, Nahrung verweigernde Kostverächter, durch Geldmangel zwangsweise bescheiden Speisende und jedes lukullische Labsal auskostende Genießer. Mit ihrem Blick in die Küchen, Esszimmer und Speisesäle der Familien Buddenbrook, Castorp und Krull, des Sanatoriums „Berghof“ und des Hotels „Saint James and Albany“ liefert sie völlig neue Einsichten zur Bedeutung und Funktion der geschilderten Mahlzeiten in Thomas Manns Werken.