Schmidt, Verlassene Orte in Thüringen

Thüringen ist bekannt als das „Grüne Herz Deutschlands“, das idyllische Landschaften vom Thüringer Wald bis Rhön und Highlights wie die Altstadt von Weimar oder die Wartburg in Eisenach zu bieten hat. Doch Thüringen besitzt auch ein anderes Gesicht: In seinen malerischen Bergen und Tälern verstecken sich manche geheimnisvolle Orte, an dem Menschen wohnten, arbeiteten oder sich Gesundung erhofften und der nun dem Verfall preisgegeben ist. Ein bisschen sträuben wir uns ja, den Bildband in der Rubrik Reiseführer einzugruppieren, denn viele der von dem Jenaer Fotografen Markus Schmidt mit der Kamera erkundeten und in seinen Texten vorgestellten Bauten erinnern noch an die alte DDR-Zeit und haben es letztendlich nicht geschafft, über die Treuhand in gute Hände abgegeben zu werden. Was bleibt sind Industriebrachen, die aus der Zeit gefallen scheinen, Hotels und Erholungsheime, mit denen heute bestenfalls Profiteure der Flüchtlingskrise liebäugeln, die sich aber sonst oft nur als Film- oder Fotokulissen eignen.

In den vergangenen Jahren sind mehrere solcher Bücher über solche "lost places" entstanden, denn es gibt sie an vielen Orten. Ein Buch für Location Scouts? Vielleicht. Ein Foto-Kunstbuch? Vielleicht auch, denn manchmal wartete Markus Schmidt bei seinen insgesamt 200 teils beeindruckenden Aufnahmen den richtigen Moment ab, um der Szenerie einen ganz eigentümlichen Reiz zu verleihen. Der Bildband versprüht den nicht immer süßen Duft des Verfalls. Einst Tempel der Arbeit oder Erholung, fristen die abgebildeten Objekte heute ein ramponiertes Dasein. Die Fotografien atmen den Hauch der Vergangenheit und zeigen zugleich Wehmut und Bewunderung.

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(c) Magazin Frankfurt, 2024