Schlink, Olga

Es ist ein Glücksfall, dass Bernhard Schlink sich nicht nur auf seine juristische Karriere beschränkt hat, die ihn als Professor für Öffentliches Recht und Rechtsphilosophie an die Humboldt-Universität führte und als Verfassungsrichter nach Münster. Der kurz vor Kriegsende 1944 in Bielefeld Geborene ist ein Streiter für das Recht und die Frage nach Gerechtigkeit in der deutschen Geschichte, um Holocaust und RAF-Bewegung und die damit verbundenen Einzelschicksale führt ihn auf seiner Spurensuche über Kriminalromane wie die Trilogie um den Privatdetektiv Gerhard Selb schließlich in die Riege der weltbekannten Schriftstellers. Mit „Der Vorleser“ erreichte Schlinck Menschen in aller Welt. Der in mehr als 45 Sprachen übersetzte Roman wurde in seiner Verfilmung 2009 mit dem „Oscar“ und dem „Golden Globe“ ausgezeichnet.

Auch in seinem neuen Buch erzählt Schlinck feinfühlig solche Einzelschicksale einer Frau (Olga) von der Kindheit in Breslau über die Zeit als Waise bei der strengen Großmutter in Pommern, über die beiden Weltkriege, die Vertreibung nach dem Verlust des Zweiten, den schweren Wiederanfang in Süddeutschland, die gegen die Vorurteile ihrer Zeit kämpft, und des Mannes, den sie liebt und der sich mit afrikanischen und arktischen Eskapaden an die Träume seiner Zeit von Größe und Macht verliert.

Erst im Scheitern wird er mit der Realität konfrontiert – wie viele seines Volks und seiner Zeit. Die Frau bleibt ihm ihr Leben lang verbunden, in Gedanken, Briefen und einem großen Aufbegehren. Ein spannendes und von der ersten bis letzten Seite aufregendes Buch, das die darin vorgestellte Familiengeschichte authentisch und glaubhaft erzählt. Über eine Frau, die stets mit beiden Beinen im Leben steht und sich ganz der Liebe Ihres Lebens hingibt. Ein emotionales und generationübergreifendes Buch.

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(c) Magazin Frankfurt, 2020