Ricker, Pok Pok - Gelebte Thaiküche

Gerade gestern hatte ich ein anderes Thai-Kochbuch vorgestellt, denn ich liebe die thailändische Küche. Als ich einmal als Juror bei einem internationalen Wettbewerb Kochbücher aus aller Herren Länder unter die Lupe nehmen musste, fiel mir ein Buch auf, dass in den englischsprachigen Ländern zu einem günstigen Preis hohe Auflagenzahlen erreichte, in seiner deutschen Version aber fast 100 Euro kostete und damit für viele Hobbyköche als Kochanleitung ausschied. Es handelte sich dabei um das bahnbrechende Thai-Kochbuch des Australiers David Thompson. Thompson kam 1987 als Rucksacktourist nach Thailand und lebt und arbeitet in Bangkok. Nach einigen Jahren eröffnete er in Sydney ein sehr erfolgreiches Thai-Restaurant. Der Erfolg ließ ihn später das Nahm in London eröffnen, das binnen kürzester Zeit einen Michelin-Stern erkämpfte. Es war weltweit das erste Thai-Lokal, das von Michelin diese hohe Ehrung erhielt. Zwischenzeitlich findet man Davids Restaurants rund um den Globus. Sein deutschsprachiges Thai-Kochbuch ist inzwischen leider wegen der verfehlten Verkaufspolitik des Verlags vom Markt verschwunden, aber die englische Version ist weiterhin erhältlich. Schade! Jetzt hat David für das Kochbuch seines Kollegen und Freundes Andy Ricker das Vorwort für dessen jetzt in deutscher Sprache erschienenen Buches geschrieben. Andy war zeitgleich mit David als Rucksacktourist nach Thailand gekommen. Während David sich stärker die Küche Bangkoks und des Südens erkochte und verfeinerte, konzentrierte sich Andy auf den Norden des Landes um Chang Mai.

"Pok Pok" - so hört es sich an, wenn ein Holzstößel Gewürze in einem Tonmörser zerkleinert. Nach diesem Geräusch hat Andy Ricker sein Kochbuch mit 70 seiner beliebtesten Rezepte aus Nordthailand benannt. Von Yam Samun Phrai (Kräutersalat nach nordthailändischer Art) über Plaa Neung Mano (gedünsteter Fisch mit Limetten und Chilis) bis hin zu Phat Klanaeng (Rosenkohl-Pfanne) und Yam Jin Kai (nordthailändische Hühnersuppe) zeigt der passionierte Koch, wie man regionale Thai-Gerichte aus den typischen Lokalen am Straßenrand oder von privaten Köchen nachkochen kann.

Ricker, eine echte Koryphäe auf dem Gebiet, eröffnete 2005 sein erstes Pok Pok Restaurant in den USA, was ihm die Aufmerksamkeit der New York Times und des Gourmet Magazins sowie zahlreiche Auszeichnungen bescherte. Mittlerweile betreibt er zehn eigene Restaurants und Lounges.

Aber dieses Buch ist weit mehr als ein Kochbuch: Es lässt den Leser an den bunten Erfahrungen und den Impulsen teilhaben, die Andy Ricker 20 Jahre lang durchs Stöbern auf den Märkten und durch Bekanntschaften mit den örtlichen Köchen gesammelt hat. Geschmückt wird dies mit einzigartigen Geschichten über die thailändische Kultur und die ansässige Bevölkerung. Sehr zugänglich und mit bis ins Detail erprobten Rezepten ist dieser Leitfaden für alle (Hobby-)Köche geschrieben, die sich für thailändische Küche begeistern.

Dabei räumt Andy Ricker mit zwei Mythen auf:
1. dass die Thai-Küche für Hobbyköche aufwendig ist und
2. dass man in den USA oder in Europa keine passenden Zutaten bekommt.

Das Buch veranlasst den Leser direkt zum Holzlöffel zu greifen. Mit seinen durchdachten, farbenfrohen Essays ist es nicht nur unverzichtbare Inspirationsquelle für Köche, sondern auch Zeugnis der reichen Geschichte, lebendigen Kultur und wundervollen Köstlichkeiten der nordthailändischen Küche. Anders als zum Beispiel den eher als simple Basislektüre dienende Thai-Kochbuch des Freiburger Tausendsassas Ben Kindler, das hauptsächlich von seinen Bildern lebt, bietet Andy Ricker superbe Rezepte, erhellende kulturelle Geschichten und wirklich bedeutsame persönliche Berichte und einen unvergleichlichen Einblick in die Essenz des thailändischen Essens. MR

Andy Ricker, Pok Pok - Gelebte Thai-Küche: Rezepte und Geschichten aus Thailands Straßen und Restaurants, Unimedica, Hardcover, 336 Seiten, ISBN 978-3962570682, 34 Euro

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