Reinhardt, Fränkisch Kochen mit wilden Kräutern

Die gebürtige Coburgerin Marion Reinhardt ist ihrer fränkischen Heimat treu geblieben und lebt heute zusammen mit ihrer Familie 100 Kilometer weiter südlichen in Fürth. Die studierte Kunstgeschichtlerin arbeitete viele Jahre als Journalistin, bevor sie sich ganz ihrer Kräuter-Leidenschaft verschrieb und sich als passionierte Kräuterpädagogin auf Wildkräuterwanderungen, bei Kräuterworkshops oder auf Reisen in die schönsten Kräutergärten bemüht, dieses Feuer auch in anderen zu entfachen. Ebenfalls in diesem Jahr hat sie darüber einen lesenswerten kleinen Führer durch 25 Kräutergärten in Baden-Württemberg herausgebracht, von denen wir selbst manche besuchen konnten. Schon beim schönen Kräutergarten im Gaienhofener Hermann-Hesse-Haus, das die aus dem Rheinland stammende Diplom-Biologin Eva Eberwein vor dem Abriss rettete und mit viel Herzblut dessen verwilderten Garten nach mühevoll recherchierten Notizen Hesses reanimierte, porträtierte Marion Reinhardt darin wachsende Kräuter wie den Wiesen-Sauerampfer und zeigte in einem Rezept, wie man ihn in eine schmackhafte Suppe verwandelt kann. Ihrer Heimat stets verbunden, kocht Marion Reinhardt natürlich auch leidenschaftlich gerne fränkisch. Das sie dabei ebenfalls ihre geliebten Wildkräuter verwendet, liegt eigentlich auf der Hand.

Von Fürth ins benachbarte Cadolzburg ist es nur ein Katzensprung. Dort residiert in einem malerischen Fachwerkhaus mit romantischem Obstgarten und Blick auf die dem Ort seinen Namen gebende imposante, mittelalterliche Burg der ars vivendi Verlag, dessen Verleger Norbert Treuheit und sein Team sich der "Lebenskunst" verschrieben haben.

Die ist zwar nicht ausschließlich fränkisch geprägt, doch der gebürtige Fürther wollte nach dem Studium in der bayrischen Hauptstadt einen Beitrag zur kulturellen Landschaft des deutschsprachigen Raumes leisten, ohne dabei seine fränkischen Wurzeln aus dem Blick zu verlieren. Die Kulinarik hat bei ars vivendi einen hohen Stellenwert und so wundert es nicht, dass sich Marion Reinhardt und Norbert Treuheit schnell einig wurden die ihnen beiden am Herzen liegenden Themen zu einem Buch zu verbinden.

Dabei geht es häufig um Bekanntes, wie das Schäufele im Wirtshaus, die Fleischküchle von Oma, das Griebenschmalz vom Lieblingsmetzger oder die Erdbeermarmelade von Mama ... Manchem läuft allein bei deren Erwähnung das Wasser im Munde zusammen. Wer sich hingegen sagt, dass schmecke ohnehin immer gleich, der wird durch Marion Reinhardt zu neuen Geschmackserlebnissen bei den klassischen Gerichte der fränkischen Küche geführt. Einfach lecker, wenn man die Zwiebelsuppe vom Bärlauch zubereitet oder Baggers mit Brennnessel-Lachs-Mousse, Drei im Weckla mit Wildkräutersenf oder zum Nachtisch Apfelküchle mit Hollerschaum. All das verspricht nicht nur eine Fülle an Vitalstoffen. Dabei hat Marion Reinhardt die Jahreszeiten genau im Blick, denn dann kann man die zarten Triebe, die Blätter und Blüten oder die erdigen Wurzeln der Wildkräuter optimal für köstliche Rezepte einsetzen. Auch wer sich schon als erfahrenen Kenner der Fränksichen Küche ansieht, wird durch die Lektüre manche bereichernde Anregung finden.

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(c) Magazin Frankfurt, 2020