Pomerantsev, Nichts ist wahr und alles ist möglich

Der russischstämmige britische TV-Produzent und Autor Peter Pomerantsev hat neun Jahre in Russland gearbeitet, bevor er nach London zurückkehrte. Seine Artikel erscheinen in der London Review of Books, Atlantic, Financial Times, Newsweek und New Yorker. Er nimmt den Leser mit auf eine rasante Achterbahnfahrt durch das neue Russland. In einer großartigen Mischung aus Reportage und Erinnerung schildert Pomerantsev seine Erfahrungen aus Leben und Arbeiten in Moskau. Putins Russland erscheint als Realityshow, die völlig der Regie des Kremls gehorcht. Die Medien verbreiten glitzernden Unsinn oder Unwahrheiten im Dienste der Staatspropaganda, die Politik gründet auf Lügen, und das Justizsystem beugt sich den Vorgaben der Herrschenden.

Ein brennend scharfes Porträt Russlands nach dem Ende der Sowjetzeit mithilfe eindringlicher Anekdoten und Geschichten: von den jungen, Golddigger genannten Frauen auf der Suche nach dem Glück bei neureichen Männern, von Polittechnologen und zynischen TV-Moderatoren, von dem Gangster, der Filme dreht und sich als nächsten Steven Spielberg sieht, den russischen Hells Angels, die sich zu heiligen Kriegern stilisieren, von verlorenen jungen Leuten, die sich Sekten in den Arm werfen, dem Anwalt, der im Gefängnis zugrunde geht. Eine bittere Anklage erzählt als nachtschwarze Gesellschaftskomödie.

(c) Magazin Frankfurt, 2024