McCarten, funny girl

Junge Londonerin zu ihren kurdischen Eltern: "Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht. Die schlechte: Ich werde Stand-up Comedian. Die gute: Ich trage ab heute Burka allerdings nur auf der Bühne." Als der heute 52-jährige Neuseeländer Anthony McCarten 1986 zusammen mit Stephen Sinclair den Theaterhit "Ladies Night" schrieb, war er in Theaterkreisen schnell bekannt. Die unautorisierten Filmadaption des Stücks (The Full Monty/Ganz oder gar nicht) wurde sogar eine der weltweit erfolgreichsten Filmkomödien. In den Jahren danach folgten weitere Theaterstücke, Drehbücher und Romane, des Autors, der heute in London und München lebt, von denen mehrere verfilmt wurden. Sein neues Buch ist eine hochexplosive multikulturelle Gesellschaftskomödie, berührend und packend wie sein Buch Englischer Harem.

Darin geht es um die schüchterne 20-jährige Azime, die in einer kurdischen Familie in einem Problemviertel Londons aufwächst. Ost und West, Islam und Säkularismus, Burka und bauchfrei - in Azimes beiden Welten gibt es klare Regeln, wie sie zu sein hat und was sie darf. Zwischen diesen Welten knirscht es gewaltig. Ihre kurdische Schulfreundin verliebt sich und kommt auf mysteriöse Weise ums Leben. Azime beginnt nachzuforschen. Als jedoch kurz darauf in der U-Bahn Terroranschläge Hunderte Opfer fordern, weiß sie, dass sie ihre Stimme erheben muss. Auf ihre Art. Heimlich besucht sie einen Comedy-Kurs, schlüpft in eine Burka und tritt auf: als weltweit erste muslimische Komikerin. Der Auftritt ist wie Sprengstoff. Ihre Familie verstößt sie, die englische Presse feiert sie als Sensation, im Internet hagelt es Morddrohungen. Es wird ernst. Und doch immer komischer. Und ganz anders, als man jetzt denkt.

(c) Magazin Frankfurt, 2024