Jens, Du sollst sterben dürfen

In Würde zu sterben, wird den Deutschen nicht gerade leicht gemacht. Die Sterbehilfe wird ausgesprochen kontrovers diskutiert. Insofern ist das neue Buch von Tilman Jens gleichzeitig Anklageschrift wie eine Ermunterung zum angstfreien und kontinuierlichen Gespräch über die letzten Dinge.

Denn wie wollen wir sterben? Wollen wir von einer mitleidlosen Gesellschaft zurückgespritzt werden in ein Leben mit Schmerzen? Wollen wir apathisch auf den Tod in einem qualvoll gewordenen Dasein warten müssen? Zwar will wohl niemand im Alter in der Sommerhitze eines Seniorenheims von der Pflege vernachlässigt langsam ausdörren und sterben, doch was ist, wenn die Patientenverfügung nicht ernst genommen wird oder nicht alles abdeckt? Der streitbare Publizist Tilman Jens fordert in seinem neuen Buch einen zeitigen und konkreten Dialog über den Tod, eine offen und klar vereinbarte Regelung der letzten Dinge. Der Wunsch auf ein selbst bestimmtes Ableben muss vom Umfeld des Sterbenden respektiert und eingehalten werden.

In der Debatte um Sterbehilfe gibt er mit diesem Buch differenzierte Denkanstöße und Orientierungshilfen – basierend auch auf persönlichen Erfahrungen, etwa mit seinem Vater Walter Jens.

"Mein Vater ist zwei Jahre zu spät gestorben. Und das, obwohl er eine Patientenverfügung hatte.[...] Wer sterben will, hat keine Lobby in diesem Land. Man ist Manövriermasse für Sachwalter der unterschiedlichsten Interessen. Lebensverlängerung hat Methode, einerlei, ob ein eigentlich rechtsverbindliches Schriftstück in den Wind geschlagen wird oder dem ärztlich begleiteten Freitod der Garaus gemacht werden soll. Die Missachtung von Patientenverfügungen und die Kriminalisierung der Sterbehilfe sind letztlich zwei Seiten ein und derselben Medaille" sagt Autor Tilman Jens. Das Buch ist unverzichtbar für alle, die eine Patientenverfügung haben oder aufsetzen wollen und hochaktuell in der Debatte um Sterbehilfe. Was bringen Tabus? Wir brauchen dringend einen ernsthaften und fairen Dialog über den Tod und das Sterben.

(c) Magazin Frankfurt, 2024