Jacobson, J

Der 73jährige Howard Jacobson stammt aus Manchester und lebt in London. Mit seinen in zwanzig Sprachen übersetzten dreizehn Romanen und vier Sachbüchern zählt er zu den renommiertesten Autoren Großbritanniens. Für „Die Finkler-Frage“ erhielt er 2010 den Booker-Preis, den wichtigsten Literaturpreis der englischsprachigen Welt und auch sein neuester von den englischen Kollegen bejubelter Roman "J" stand 2014 auf deren Shortlist.

Die Bewohner Port Reubens leben in scheinbarer Harmonie, hören Schnulzen und lesen kitschige Liebesromane. Nach dem schrecklichen Ereignis, über das nur als "Was geschah, falls es geschah" gesprochen wird, bekamen alle neue Namen. Der Eigenbrötler Kevern Cohen misstraut als Einziger dieser "großen Familie" und ihrer freiwilligen Ahnungs- und Meinungslosigkeit.

Er hat die Bücher und Jazzplatten seines Vaters aufbewahrt und lebt allein in einer Hütte auf den Felsen. Als ihm eines Tages Ailinn Solomons vorgestellt wird, eine schwarzhaarige Schönheit, fühlen sich beide sofort zueinander hingezogen. Doch sein Unbehagen wächst: Ist Ailinns Liebe wirklich nur aus spontanen Gefühlen genährt, oder haben andere Interesse an ihrer Beziehung? Ist er paranoid, oder werden sie tatsächlich überwacht und sind Teil eines allumfassenden, perfekt ausgeklügelten Plans? Jacobson gelingt ein prophetischer Gesellschaftsroman, der in eine ferne Zukunft führt, ein psychologisches Meisterwerk, das uns und dem aktuellen Zeitgeist schmerzlich unbequem und unerbittlich den Spiegel vorhält.

(c) Magazin Frankfurt, 2024