Grenz/Lehmann/Keßler, Schiffbruch

Schiffbruch im wahrsten Sinne des Wortes erleiden in den letzten Wochen und Monaten wieder Abertausende von Flüchtlingen, die ihre Heimat auf der Suche nach einer sicheren Bleibe verlassen haben und von Schleppern auf Seelenverkäufern und Schlauchbooten aufs offene Meer in Richtung Europa verfrachtet werden. Schiffbruch erleidet damit aber auch die europäische Flüchtlingspolitik, die, wie die Autoren des neuen Buchs finden, klar versagt hat. Spätestens seit den Unglücken vor Lampedusa im Herbst 2013, bei denen über sechshundert Flüchtlinge starben, hätte dies klar sein sollen. Dabei haben sich die Regierungen der Europäischen Union eigentlich darauf geeinigt, ein gemeinsames Asylsystem zu schaffen. Doch während die europäischen Binnengrenzen fallen, werden die Außengrenzen undurchlässig.

Wer es trotzdem bis nach Europa schafft, den erwarten oft ein mangelhaftes Asylverfahren und unzumutbare Lebensbedingungen - auch in Deutschland. Die Asylexperten Wolfgang Grenz, Julian Lehmann und Stefan Keßler machen deutlich: Europa betreibt eine fehlgeleitete Flüchtlingspolitik, die das Leben und die Rechte der Flüchtlinge aufs Spiel setzt. Grenz arbeitete von 1979 bis 2013 für Amnesty International, zuletzt als Generalsekretär in Deutschland. Er ist Gründungsmitglied von Pro Asyl und sitzt seit 2010 im Vorstand der UNO-Flüchtlingshilfe. Lehmann arbeitet beim Global Public Policy Institute in Berlin und war davor unter anderem für das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen tätig und Keßler ist Senior Policy and Advocacy Officer beim Jesuiten-Flüchtlingsdienst in Brüssel.

(c) Magazin Frankfurt, 2024