Diener, Ab vom Schuss

Auch eine Methode, wie man Pressereisen, mit denen man wegen ihrer Planung und Durchführung nicht allzu viel anfangen kann, hinterher zu verwerten. Denn diese Form des kollektiven Nachdenkens über eine Region erlebt man immer wieder, wenn die Mächtigen in der internationalen Provinz ihre Region medial herausstellen wollen und dabei nicht genau bedenken, was die Gäste aus dem In- und besonders aus dem Ausland dann sehen wollen. Auch die 42-jährige Frankfurterin Andrea Diener, die uns jüngst mit ihrem Band "Süß - sauer - pur" in die Welt der Frankfurter Apfelweinkultur entführte, erlebte auf ihren Reisen als Volontärin und seit letztem Jahr als Redakteurin im Feuilleton und Reiseblatt der FAZ so manchen merkwürdigen Trip.

"Ich laufe mit großem Enthusiasmus durch die öden Gegenden der Welt und begeistere mich für Brachen und den einen oder anderen ungestört ausgelebten Wahn. In der Provinz nämlich erlebt man ein Land in meist ziemlich unverstellter Form" schreibt sie über diese Erfahrungen.

Menschen ziehen zwar scharenweise in die Metropolen und fahren am Wochenende aufs "Land". Doch Provinz ist da, wo Landlust aufhört. Das Land ist Sehnsuchtsort, die Provinz nicht; das Land ist liebenswert altmodisch, die Provinz ist rückständig. Wer wie Andrea Diener viel in der Welt unterwegs ist, erkennt: Ein sehr großer Teil der Welt besteht aus eben dieser Provinz, sei es in Japan, Sibirien oder dem Thüringer Wald – und die kann, wenn man sie richtig zu nehmen weiß, auch ausgesprochen reizvoll sein. Feinsinnig und mit hintergründigem Humor schreibt sie über diese vergessenen Gegenden am Rande der Wahrnehmung, deren wenige Bewohner Geschichten zu erzählen haben, die es sich zu hören lohnt.

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