Coriano, Dottore, Pasta & Amore

Walter Cosimo Coriano ist Kellner. Ein süditalienischer Kellner in einem Promi-Restaurant irgendwo in Deutschland. Im fliegenden Rollenwechsel sieht sich der Mann als Psychologe, Diplomat, Liebhaber, Schauspieler und Dompteur für seine hungrigen Gäste im Einsatz. Jetzt hat der 40-jährige seine Erlebnisse aus 20 Jahren Kellnerdasein zu Papier gebracht - und ist dabei nicht sonderlich feinfühlig mit seinen Gästen umgegangen. Ob sich der "stadtbekannte Immobilienmakler" - wenn er sich denn erkennt - darüber freut, von Coriano als knausrigen Trinkgeld-Aufrunder abgestempelt zu werden, der "maximal 1,30 € liegen" lässt? Zwar nennt er weder Orte noch Personen, doch seine Chefs werden nicht allzu glücklich darüber gewesen sein, dass ihr für den Service zuständiger Mitarbeiter ihre Gäste beleidigt.

Der Westend-Verlag hat das Buch, bevor es auf den Markt kam, gehörig entschärft, damit nicht auch der Leser Corianos Gäste erkennen kann. Dass diese sich in einigen Passagen vielleicht selbst erkennen, ist möglich, schließlich hat Coriano an vorderster Front gearbeitet. Sein Buch, in dem er auch Flirtereien und Seitensprünge seiner Kunden schildert, über die er - gegen ein gutes Trinkgeld natürlich - gerne hinwegsehen, macht den Autor nicht unbedingt sympathisch und einige Gäste werden sich bei Restaurantbesuche sicherlich vorsehen. Wer weiß, wer als nächstes etwas über ihre Unarten schreibt. Unsere Meinung: Ein Buch, auf das man auch verzichten kann.

(c) Magazin Frankfurt, 2023