Bokowski, Alleine ist man weniger zusammen

Kenner der Lesebühnenszene werden ihn kennen. Der 33-jährige Paul Bokowski ist bei den "Brauseboys" einer der Stars der Berliner Szene und lebt als Autor, Vorleser und Geschichtenerzähler seit über einem Jahrzehnt in einem der unbeirrbarsten Problembezirke unserer Hauptstadt. Das Gründungsmitglied der Literaturveranstaltung "Fuchs & Söhne" und Redaktionsmitglied der Satirezeitschrift "Salbader" überraschte das breitere Publikum 2012 mit seinem Buch "Hauptsache nichts mit Menschen". Woody Allen ist das größte Vorbild des aus einer deutsch-polnischen Familie stammenden Autors. "Am Ende der Ausstellung haben wir Mutter verloren. Eine SMS mit dem Wortlaut „Wo bin ich?“ ignorieren wir. Während Vater sich dem Gästebuch des Museums widmet, ziehe ich mich auf das Besucher-WC zurück, um ungestört zu weinen.

Als ich wiederkomme ist auch Papa verschwunden. Folgenden Eintrag im Gästebuch kann ich mit relativer Gewissheit meinem Erzeuger zuordnen: „Die Feuerlöscher im Spätmittelalter sind seit vier Monaten abgelaufen.“ Auch Mutter wollte sich verewigen: „Paul, wir warten draußen!“ Mit seinem neuen Buch ist Paul Bokowski zurück mit stiller, würdevoller Wucht, die ihresgleichen sucht. Der Band vereint zwei Dutzend hinreißend bissige Geschichten aus dem Leben eines Einwandererkinds. Über die abenteuerliche Reise einer wandernden Waschmaschine, unmoralische Angebote potentieller Nachmieter, passiv-aggressive Brettspiele mit der eigenen Mischpoke und die tiefgründige Bedeutung von vollveganem Fleischsalat. Dabei versteht es der Autor komische Geschichten zu erzählen, ohne das er dabei ins Lächerliche verfällt.

(c) Magazin Frankfurt, 2024