Blanc-Gras, Tourist

Wie wird man für einen Bollywood-Film gecastet? Was kann in der Wüste Marokkos noch mehr nerven als ein Heuschreckenschwarm? Wovon ernährt sich der Buddha Boy? Wie übersteht man Affenattacken in Indien, Schlammbäder in kolumbianischen Vulkanen, Karaokewettbewerbe auf dem Jangtsekiang? Schon als Kind war der französische Journalist Julien Blanc-Gras fasziniert von Karten und schlief lieber mit einem aufblasbaren Globus ein als mit einem Kuscheltier. Seither ist er seinem erklärten Ziel, jedes Land der Welt zu bereisen, ein beachtliches Stück näher gekommen. Der reiseverrückte Autor liefert nicht nur Antworten auf die vorige und viele weitere Fragen; er stellt sich auch unbequemen Wahrheiten, denen er mit einer gehörigen Prise schwarzen Humors und politscher Unkorrektheit begegnet, wo es ihm notwendig erscheint.

Mit selbsternannten Weltverbesserern hat der Autor genauso wenig gemein wie mit ehrgeizigen Abenteurern, und durch sein kurzweiliges Buch beweist er, dass er für die Entdeckung der Welt nicht viel mehr braucht als Höflichkeit. Neugier und Offenheit. Bei einer Lebenszeit von 30.000 Tagen, so hat er sich ausgerechnet, bleiben ihm durchschnittlich fünf Monate für jedes Land. Nun gut, einige Länder lassen sich vielleicht auch schneller erledigen - Luxemburg etwa erklärt der Autor nach einem kurzen Tankstopp bereits als abgehakt.

(c) Magazin Frankfurt, 2024