Berühmte Jahre – oder was noch geschah...

Viele kennen diese Daten aus dem Geschichtsunterricht, erinnern sich vielleicht noch an die ein oder andere Eselsbrücke wie „10-7-7, Heinrich wär‘ gern hart geblieben“ oder „Acht vor fünfzehnhundert – Kolumbus wird bewundert“. Und meist sind Jahreszahlen wie 1789, 1914, 1492 … ausschließlich von einem ganz besonderen historischen Ereignis besetzt. Dass in all diesen besonderen Jahren natürlich noch eine ganze Menge weiteres Merk- und Denkwürdige passiert ist, präsentiert die Kunsthistorikerin und Autorin Eva-Maria Landwehr nun in ihrem Buch aus dem Primus Verlag. Sie geht dabei mit dem Leser auf eine Zeitreise von 1077 bis 1914. Im Vorwort schreibt sie: „Noch heute schreiten diese Jahreszahlen einschüchternd auf ihrem roten Teppich daher, und die Wissenschaft streut ihnen – zu Recht – nach wie vor Rosenblätter. […] Aber auf dem Podest gibt es immer Platz für einen zweiten und dritten Sieger – hinter dem (eine) vielleicht nicht immer spektakuläre, mit Sicherheit aber genauso beeindruckende Geschichte wartet.“

Geschichten wie die aus dem Jahr 1356, als die Goldene Bulle von Karl IV. besiegelt wurde – damals geschah auch ein fürchterliches Erdbeben, das weite Teile von Basel zerstörte.

Im Jahr als Kolumbus in Amerika landete, war auch die Erstbesteigung des „unbesteigbaren Berges“ Mont Aiguille. König Karl VIII. beschloss damals, das Unmögliche möglich zu machen und schickte Männer los. Die Leitung hatte Hauptmann Antoine de Ville und der suchte sich eine Truppe zusammen, zu der auch Reynaud Jubié gehörte, ein Spezialist für Leitern, und der Steinmetz Cathelin Servet. Im gleichen Jahr fiel auf das Elsass „himmlischer Niederschlag“ in Form eines Meteoriten. Als 1517 Luther seine 95 Thesen an das Portal der Wittenberger Schlosskirche anschlug, veröffentlichte Hans von Gersdorff sein Lebenswerk, das „Wundartzneybuch“, in dem er mittels Holzschnitten und Texten die „Lehre von der Anatomie“ weitertrug.

Als 1789 die Bastille gestürmt wurde, zeichnete Dora Stock in Dresden Mozarts letztes Porträt. Die Künstlerin hatte ziemlich „hartnäckig darum kämpfen müssen, dass sich Mozart überhaupt als Modell zur Verfügung stellt“. In Amerika kartographierte derweil der irisch stämmige Ingenieur und Geograf Christopher Colles Amerikas Straßen. Im Jahr 1871 wird das Deutsche Kaiserreich ausgerufen. Aber im gleichen Jahr zerstörte ein verheerender Großbrand Chicago im Oktober, nach einem sehr heißen Sommer. Eva-Maria Landwehr erzählt diese Geschichten so detailliert und bunt, bestens recherchiert und spannend, dass es mühelos gelingt, in die jeweilige Zeit einzutauchen. Ein Lesevergnügen und eine wunderbare Geschichtsstunde der anderen Art, in der noch viele weitere Ereignisse ans Licht geholt werden. Zum Beispiel gibt es die Antwort darauf, warum am 24. Dezember 1789 in Ägypten die Uraufführung von Verdis „Aida“ stattfand und warum der Vizekönig Ismail Pascha 150 000 Goldfranken für dessen Arbeit bot …

(c) Magazin Frankfurt, 2024