Bennison, Pasta Tradizionale



Ich reise oft und gerne nach Italien. Da ich die Sprache spreche, unterhalte ich mich auch mit den Köchen, die ich auf meinen Reisen besuche. Es gibt wohl keinen davon, der mir nicht von seiner Oma vorgeschwärmt hat, die die tollste Pasta selbst zubereitet und gekocht hat. Als ich vor vielen Jahren den Hollywood-Schauspieler Vincent Schiavelli kennenlernte, erzählte der mir begeistert von seiner Großmutter, die in Sizilien zur Welt kam und dann nach New York ausgewandert war. Auch Vincent, der fast zwei Meter große Hüne mit dem markanten Gesicht, hatte das Kochen von seiner Oma gelernt. Der Traum des Stars aus Filmen wie Einer flog übers Kuckucksnest Amadeus und Ghost - Nachrichten von Sam war es, im Geburtsort seiner Oma, dem malerisch am Berg klebenden Polizzi Generosa, eine Kochschule zu eröffnen und dort Kochschüler aus aller Welt mit dieser Kunst seiner Oma vertraut zu machen. Leider machte der Krebs Vincent einen Strich durch die Rechnung, doch sein Plan animierten mich, selbst mehr über die Pasta Herstellung in den verschiedenen Regionen Italiens zu erfahren.

Auch der Londonerin Vicky Bennison ist es ähnlich ergangen. Seit einigen Jahren hat sie ein Haus in den Marken. Als ihre Familie eines Tages bei Bekannten eingeladen war, gab es dort hausgemachte Nudeln, die die Oma ihres Gastgebers zubereitet hatte. Bennison war begeistert, als sie nach dem köstlichen Mahl endlich auch im Esszimmer auftauchte, denn das Essen war köstlich. Für Vicky Bennison war dies die Initiation. Seit fünf Jahren hat sie neben der Oma des Gastgebers in ganz Italien nach Großmüttern gesucht, die ihr vor der Videokamera die Geheimnisse ihrer selbstgemachten Nudeln verraten. Inzwischen ist es zu ihrem Hauptjob geworden, denn ihr erfolgreicher YouTube-Kanal Pasta Grannies erreicht inzwischen 457.000 Abonnenten, die vor allem in Großbritannien ihr Publikum erreichen.

Die bislang älteste Pasta-Oma fand Vicky auf Sizilien mit der 100jährigen Letizia. Stolz erzählte sie der Besucherin und ihrer Kamera, dass sie immer noch gerne Pasta per Hand mache. Offensichtlich hält das jung, denn in dem Video sieht man mit wieviel Agilität die Greisin ans Werk geht, um Taglierini herzustellen, das sind hauchdünne Tagliatelle, die man gerne auf Sizilien isst. Ohne Waage aber mit viel Augenmaß werden die Zutaten vermengt und geknetet. wenn sie dann die fertigen Nudeln mit püriertem wildem Fenchel, Zwiebeln und Saubohnen serviert, die mit Peperoncino verziert sind, läuft dem Nudelliebhaber das Wasser im Munde zusammen.

Vicky hat noch immer einiges zu erkunden, denn Italien ist eine wahre Schatzkammer von Nudelspezialitäten. Egal in welche der Regionen man reist, stets findet man lokale Pasta, die in den Familien weitergegeben werden. Die modernen Zeiten, die in vielen der Industriestaaten dazu geführt haben, dass alte Handwerkstraditionen dem Vergessen anheimgefallen sind oder zumindest dem Vergessen heimzufallen drohen, haben auch vor Italien nicht Halt gemacht. Wie dankbar sind wir heute den Gebrüdern Grimm, die die alten Märchen und Sagen unserer Heimat für die Zukunft gesammelt und damit erhalten haben. Ähnlich ist Vicky Bennisons Bemühen zu sehen. Da gibt es Pizzocheri, Strapponi, Cippolline, Orecchiette, Canneloni und Anelini, um nur einige zu nennen. Oft kennen normale Pastafreunde auch in Italien diese Schätze ihrer Heimat nicht mehr, denn auch dort isst man meist die Industrieware von Barilla & Co. Bestenfalls Experten kennen den Reichtum an Pasta.

Zunächst wollte Bennison die Rezepte nur aufzuschreiben, doch dann wurde ihr klar, dass die Herstellung letztendlich Bilder braucht. Statt es in Einzelfotos mit der Kamera festzuhalten griff sie dann zur Videokamera und suchte im ganzen Land nach geeigneten Großmüttern. Fast 300 hat sie inzwischen gefilmt und sie auf ihrem YouTube-Kanal vorgestellt. Das Buch ließ nicht lange auf sich warten. Im vergangenen Herbst kam ihr Kochbuch in England auf dem Markt, das jetzt auch in deutscher Sprache erschienen ist. Hauptzielgruppe der alten Damen - und vermutlich auch des Kochbuchs sind übrigens eher jüngere Menschen, wie YouTube ermittelte - Frauen ebenso wie Männer.

Auch Vicky Bennison hat von den Drehs etliche Tipps übernommen. Gerne warnen Pasta Köchinnen nämlich davor zu große Portionen zu kochen. Sehen viele Nudeln im Rohzustand ziemlich mickrig aus, so entfalten sie beim Kochen oft ihre ganze Größe. Da ist die Sparsamkeit der Omas völlig recht am Platze. Doch auch das positive Denken, immer weiterzumachen, ist eine Lehre, die sie aus den Begegnungen nicht missen möchte. Und eines hat die gute Pasta in ganz Italien gemein: gute Zutaten. Wenn man diese mit etwas Geschick und vor allem viel Liebe vereint und zubereitet, kann eigentlich nichts schiefgehen.

Lesen Sie sich also hinein in den Band oder schauen Sie Vickys YouTube Videos. Sie zeigen ein Bild, dass man meist schon im Kopf hat, wenn man an Italien denkt: gutes Essen, gemütliche Küchen und die agile Großmutter, die für die ganze Familie einen riesigen Topf Pasta mit dampfender Sauce kocht. Die Rezepte dazu haben auch die Omas von ihren Müttern und Großmüttern überliefert bekommen. Bei einer Reise durch Italien hat Vicky Bennison leider festgestellt, dass die jüngere Generation meist ziemlich unerfahren war, wenn es um Pasta ging, da Rezepte und Traditionen nicht mehr so weitergereicht werden. So kommt es nach Generationen zum langsamen Sterben der Pasta Traditionen. In ihrem Buch hat sie die Geheimrezepte der italienischen nonne (so nennt man die Großmütter) versammelt, mit ihren einzigartigen Geschichten, die damit verbunden sind. Die liebevolle Sammlung umfasst 80 der besten Pasta-Rezepte aus ganz Italien – mit Fleisch, Fisch und vegetarisch - von Taglioli-Bohnen-Suppe über Gnocchi mit Salsiccia bis zu Capelacci mit Kürbis ist hier alles dabei.

Gnocchi, Ravioli, Tagliatelle und Co. - die "Pasta Grannies" schwingen die Kochlöffel und verraten ihre Geheimrezepte für original italienische Pasta!

Vicky Bennison, Pasta Tradizionale – Die Originalrezepte aus ganz Italien: Das geheime Wissen der "Pasta Grannies", EMF Verlag, Hardcover, 256 Seiten, ISBN 978-3960936909, 30 Euro

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